Nicht unbedingt leicht verdaulich, was TALISMA auf ihrem dritten Werk da abliefern. Okay, Bands, die im weitesten Sinne Prog spielen, sind selten musikalische Schnelleinläufe – und die Musik auf „Quelque Part“ ist nicht einmal extrem sperrig – vielleicht liegt es einfach an diesem seltsam, steril-metallischen Sound, der vor allem das Schlagzeug stellenweise fast schmerzhaft ins Ohr stechen lässt. Was dieses Album der Kanadier ebenfalls schwer verdaulich macht, ist der stark jamhafte Charakter der zehn überwiegend instrumentalen Nummern, die so etwas wie einen roten Faden vermissen lassen und immer wieder wie wild durcheinander gewürfelt nebeneinander auf der Platte stehen – wie eine Sammlung von Soundeindrücken.
Schade eigentlich, denn musikalisch haben TALISMA eigentlich eine Menge zu bieten. Die Einflüsse reichen von schrägem Geprogge, wie man es zum Beispiel von den gänzlich unbekannten Italienern von STEREOKIMONO kennt, über mathematisch komplexes Gefrickel bis zu entspannten Folkloreparts. „Ibliss“ zerrt gegen Ende mit experimentellen Lärm-Passagen an den Nerven, „Astromuz“ lässt dem Keyboard viel Raum zur Improvisation im Soundscape-artigen, „Od“ weist gar dezente Metal-Einflüsse auf und „L’Aube“ driftet ins episch, symphonisch Erzählende ab, was diesen Song zum stärksten des ganzen Albums macht. Gastsängerin Florence Bélanger verleiht mit ihrem französischen Gesang und jazziger Unterkühltheit dem Titeltrack eine subtil erotische, aber auch unnahbare Atmosphäre, während das kurze „Basse de fou“ seinem Namen mit klappsmühlenartigen, wild in Höchstgeschwindigkeit nach vorne treibenden Basslinien absolut gerecht wird. Vieles, vieles existiert hier nebeneinander und sollte Musikern einiges zu analysieren geben – ein leidenschaftliches Musik-Album, das neben spieltechnischen Kabinettstückchen auch emotional mitzureißen versteht, ist „Quelque Part“ leider nicht geworden.
FAZIT: Zu fragmentarisch geben sich die Kanadier auf ihrem dritten Werk. Hier wird viel zusammengemixt, ohne in der Gesamtheit Sinn zu ergeben. So ist „Quelque Part“ leider nur für Hardcore-Progger interessant, die ein Album auch nur mit dem Verstand hören können. Großartige Musiker sind TALISMA aber sicherlich.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.10.2008
Donald Fleurent
Florence Bélanger
Donald Fleurent, Martin Vanier, Marc Filiatrault, Laurent Bélec
Donald Fleurent, Florence Bélanger
Mark Di Claudio, Alain Boyer
Unicorn Digital
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15.02.2008