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Textures: Silhouettes

Stil: Progressiver Extrem-Metal

Cover: Textures: Silhouettes

Manch einer schwört Stein und Bein auf TEXTURES, wenn es um hartmetallische Zukunft angeht. Ihre Mischung aus Meshuggah (Rhythmik), modernem Death Metal (stilisierter Gesang) sowie dem, was dem Hirn von Devin Townsend in den letzten Jahren so entfleucht ist (breitwandige Epen, Klargesang), lässt trotzdem nach wie vor die Kirche im Dorf, gleichwohl man dort eine feierliche Messe abhalten kann.

Der kopflastige Zugang der mathematischen Skandinavier äußert sich bei TEXTURES nur in einer ähnlich kalkulierten Songkonstruktion, denn wo sonstwo ungenießbar mit Rhythmen Geschiebe betrieben wird, beschränken sich die Holländer auf solche Stilmittel nicht um derer selbst Willen. Das bedeutet auch, dass sie im Gegensatz zum letzten Album noch kompakter geworden sind und die Vergleiche mit langgezogenem Zeugs der Marke Neurosis sich mehr oder minder nun erübrigen, zumal die Attitüde angesichts der vertonten Apokalypse bisweilen wesentlich positiver ist (die vergleichbaren The End haben kürzlich ein ungleich trostloseres Album in ähnlichem Stil veröffentlicht). “State Of Disobedience” verbrät demnach auch zeitweise Riffs, die nicht mit der heißen Nadel gestrickt, sondern zumindest halbwegs aus dem Bauch herauszukommen scheinen.

“Storm Warning” erscheint in diesem Kontext als gedachter Hit des Albums, zumal die Plattenfirma auch mit dem Zaunpfahl winkt, indem sie den Track als einzigen auf dem Vorabexemplar nicht mit unzähligen Indizes versieht - ein klarer wie klar konturierter Chorus mit Hookline scheint geradezu unpassend zur vermeintlich progressiven Ausrichtung der Band… Andererseits tut‘s gut, derlei durchkonzipierter und -strukturierter Musik in manchen Momenten solche Fluchtpunkte angedeihen zulassen. Wo ein Herr Townsend (der Vergleich tut sich auch ob der Produktion immer wieder auf) stets beseelt musiziert, haben TEXTURES das zwar schon besser als vergleichbare Kollegen drauf, können sich aber eben noch nicht gänzlich von dieser Künstlichkeit lossprechen. So bildet der Abschluß “To Erase A Lifetime” einmal mehr (wie auf dem letzten Album der Rauskicker ebenfalls) ein überlanges, sich von Soundtrack-Sphären zum Wutbrocken steigerndes Parforce-Treiben, das die Summe der Bestandteile im Bandsound von TEXTURES ausmacht. Abhotten wie unterm Kopfhörer genießen ist möglich. Ob sich diese junge Spielart extremer Musik in den folgenden Jahren noch weiterentwickelt oder bereits alles gesagt hat, wird spannend zu beobachten sein.

FAZIT: Moderner Prog, Extrem Post-Rock oder sonstige bescheuerte Bezeichnungen passen perfekt zu TEXTURES. Für alle, die Gojira und Scarve mögen.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.05.2008

Tracklist

  1. Old Days Born Anew
  2. The Sun's Architect
  3. Awake
  4. Laments of an Icarus
  5. One Eye for a Thousand
  6. State of Disobedience
  7. Storm Warning
  8. Messengers
  9. To Erase a Lifetime

Besetzung

  • Bass

    Dennis Aarts

  • Gesang

    Jochen Jacobs

  • Gitarre

    Bart Hennephof, Jochen Jacobs

  • Keys

    Richard Rietdijk

  • Schlagzeug

    Stef Broks

Sonstiges

  • Label

    Listenable/Soulfood

  • Spieldauer

    47:28

  • Erscheinungsdatum

    24.05.2008

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