Zurück

Reviews

The Amenta: N0N

Stil: Extreme Industrial Metal

Cover: The Amenta: N0N

Es gibt Bands, die machen es einem nicht leicht. Da taucht schon die erste Frage auf, ob die Australier THE AMENTA eigentlich eine Band sind oder doch eher ein Kollektiv, rühmen sie sich doch, dass auf „N0N“ nicht weniger als zwei Drummer, sechs Sänger und zwei Bassisten performen, die sich um den Stamm der Band ranken, der ca. eine Million Samples und Tracks beigesteuert hat.

Wer durch den letzten Satz noch nicht komplett abgeschreckt wurde, darf sich mit einem durchaus interessanten Album auseinandersetzten, das sich in der Grauzone zwischen THE BEZERKER und alten Recken wie G.G.F.H. oder frühen SCORN bewegt. THE BEZERKER dürften mit ihrem Brutalo-Metal mit heftigen, unmenschlichen, getriggerten Drumpattern wohl THE AMENTA am nächsten kommen, wobei THE AMENTA weniger gitarrenlastig sind, sondern mehr mit Samples und Noise arbeiten. Sie türmen hierbei dicke Schichten von Soundscapes übereinander, über denen der überwiegend gebrüllte Gesang und die Drums thronen. Dieses Aufschichten vieler Samples lässt den Sound leider manchmal etwas indirekt und matschig werden, was vieles von der eigentlichen Härte der Band nimmt.

So brauchen THE AMENTA dann auch bis zum 7. Song „Spine“, um mich wirklich zu fesseln, die ersten Songs rauschen doch relativ eintönig und abwechslungsarm an mir vorbei. Dann aber wechselt die Stimmung und mit den verbleibenden Songs können THE AMENTA doch noch ordentlich punkten, hier trifft plötzlich so etwas wie maschineller Groove auf Melodien und morbide Grundstimmung und versteht es gekonnt, den Hörer zu fesseln. Besonders der ruhige Track „Skin“ mit weiblichem, melancholisch-depressivem Gesang sticht deutlich heraus und transportiert eine ähnliche todbringende Stimmung wie SCORN auf ihren ersten LPs.

Ein Wort noch zum begnadetem Artwork von „N0N“, auf dem vermummte Gestalten vor Fernsehern posieren, auf deren Kanälen jede Menge Bewaffneter den potentiellen Hörer bedrohen. Sehr subtil in grünlichen Farben gehalten, die an diese schlechten Videoaufnahmen hirnverbrannter Terrorzellen erinnern. THE AMENTA haben darüber hinaus durchaus klare und durchdachte Aussagen parat, so ist z.B. „Slave“ ein eindeutig gegen organisierte Religion gerichteter Song, der aber noch einen Schritt weiter geht und die wirkliche Wurzel des Übels, nämlich die Verflechtung von organisierter Religion und Politik, eindeutig beim Namen nennt.

Fazit: Mit „N0N“ haben THE AMENTA ein Album geschaffen, das von den heutigen technischen Möglichkeiten profitiert und diese bis zum Exzess ausreizt. Leider ist die erste Hälfte der Songs nur durchschnittlich und trotz aller Extremität irgendwo schon in ähnlicher Form mal gehört, die zweite Hälfte enthält dann wirklich fesselnde und emotional berührende Monster von Liedern, die durchaus langfristig bestand haben könnten. Schade, dass THE AMENTA dieses Niveau nicht durchgehend auf „N0N“ halten können. Trotzdem ist „N0N“ schon aufgrund der Konsequenz, mit der THE AMENTA musizieren, ein überdurchschnittliches und auffallendes Album.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.10.2008

Tracklist

  1. On
  2. Junky
  3. Vermin
  4. Entropy
  5. Slave
  6. Whore
  7. Spine
  8. Skin
  9. Dirt
  10. Atrophy
  11. Cancer
  12. Rape

Besetzung

  • Bass

    Un

  • Gesang

    Re

  • Gitarre

    En

  • Keys

    Dis

  • Schlagzeug

    De

Sonstiges

  • Label

    Listenable Records / Soulfood

  • Spieldauer

    49:06

  • Erscheinungsdatum

    20.10.2008

© Musikreviews.de