Bei dem ersten, selbstproduzierten und ohne Label vermarkteten Album „Of Xenoglossy And Saturn“ der spanischen Newcomerband UNDEFINED steht man auch als ‚Nicht-Death-Metaler’ vor einem absoluten ‚must have’. Das Album mit seinen acht Titeln ist genial aufgebaut und wirkt, bis auf eine kleine Ausnahme, in jedem einzelnen Titel höchst professionell. UNDEFINED schaffen es, im Gegensatz zu vielen Newcomern, ihre Titel mit vielen verschiedenen musikalischen Elementen (spannend klingende Soli, krasse Riffs, verzerrte und unverzerrte Gitarren, plötzliche Betonung der Rhythmusgitarre, melodische bis harmonische Momente, Krach & Aggression, außerdem sogar spanisch klingender Flamenco, sowie brillant eingesetzte Drums) zu schmücken. Dabei hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass es zu viel wird und die Musiker sich gegenseitig mit ihrem Können übertrumpfen wollen. Das Gegenteil ist der Fall. In den Liedern wechseln sich die verschiedenen Passagen in nahezu perfektem Gleichgewicht ab. Dadurch hat man gegen Ende der fast einstündigen CD das Gefühl, dass sie doch gerade erst angefangen hat und eigentlich viel zu kurz ist.
Das Album ist laut Band als ein Konzeptalbum aufgebaut, leider lagen der Promo keine Songtexte bei, die Aufschluss über den genauen Inhalt gegeben hätten. (Die eigentliche CD kommt jedoch in einem 20-seitigen CD Buch.) Die Musik zeigt aber deutlich, dass es sich um ein Konzeptalbum handelt. Anders als bei den meisten Konzeptalben besteht zwischen den Songs ein unüberhörbarer Zusammenhang, der sich aber keineswegs durch ständige Wiederholungen auszeichnet. Zwar gehen die einzelnen Titel, bis auf eine Ausnahme, nicht ineinander über, dennoch hat man eher das Gefühl, einer 60-minütigen Symphonie zu lauschen, als acht voneinander unabhängigen Liedern.
Auf Grund dieser Art von Songwriting wäre es ungerecht und auch zu aufwendig, auf jeden einzelnen Titel einzugehen. Vielmehr möchte ich jetzt die wenigen schwachen, aber trotzdem kaum störenden Stellen des Albums aufzeigen. Die letzten drei Titel („Metalogos”, „Hemisphere 207” und „Wings of Disembodiment“) gehören musikalisch zusammen und gehen auch ineinander über. „Hemisphere 207“ wirkt dabei als 2-minütiges, instrumentales, nur mit leichten Backgroundvocals geschmücktes Bindeglied. Dieses wirkt in der letzten Phase des Übergangs ein wenig eintönig und hätte sich um ein paar Sekunden kürzen lassen. Der letzte Titel hat nach ca. sieben Minuten einen deutlichen Schnitt und verändert seine Art und geht in ein eher ruhiges Outro über. Dieses hätte man als eigenständigen Song entkoppeln können, wenn man darauf verzichtet hätte, in den letzten 30 Sekunden das Thema der ersten Liedhälfte noch mal aufzugreifen. Als dritten und letzten negativen Kritikpunkt ist leider zu sagen, dass der erste Song „Routine Demythified the Wonder“ - und damit auch das Album - einen miserablen Anfang hat. Ähnlich wie bei „One“ von METALLICA hört man Geräusche, die nach einem Maschinengewehr klingen. Allerdings sind diese auf maximaler Lautstärke und man hat zunächst fälschlicherweise den Eindruck, dass aus dem Album nichts werden kann.
FAZIT: Man muss sich nur die CD (nicht das Cover) anschauen und man stellt fest, dass in diesem Album Herzblut steckt. Es klingt überhaupt nicht, wie der erste Gehversuch eines Newcomers, sondern ist auf dem musikalischen Niveau und Ideenreichtum von alt eingefleischten Hasen. Selten hat mich eine mir unbekannte Band beim ersten Hören einer neuen CD so mitgerissen und begeistert. Wenn mit „Of Xenoglossy And Saturn“ UNDEFINED den musikalischen Durchbruch nicht schaffen, dann verstehe ich die Welt des Heavy Metal nicht mehr.
<span style="font-style: italic;">René Pickhardt</span>
Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.04.2008
J. González-Arintero Berciano
Gherion
D. Allen-Perkins, F. Allen-Perkins
D. Garijo Marcos
Scythecut
57:59
25.03.2008