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Unitopia: The Garden

Stil: Progressive Rock

Cover: Unitopia: The Garden

Ganze drei Jahre ließ sich die australische Prog-Formation UNITOPIA Zeit, um den Nachfolger des „More Than A Dream“-Debüts einzuspielen. Dass sich dieses Sextett nicht hetzen ließ, merkt man diesem über 100 Minuten langen Doppel-Album jederzeit an: Der Detailreichtum ist beeindruckend. Dabei ist „The Garden“ nicht sinnlos mit Schichten von Soundspielereien zugekleistert – im Zentrum der Aufmerksamkeit stand es offensichtlich, jeden Song mit schönen Melodien zu versehen und keine abstrakten Sound-Gemälde zu zeichnen. „The Garden“ liefert hochmelodischen, zumeist symphonischen Progressive Rock, der in seiner Melodienvielfalt einem bunten Farbrausch gleichkommt, der sich in hypnotischen Strudeln über einer Fantasielandschaft dreht.

UNITOPIA sind natürlich nicht im Wortsinne progressiv. Sie rezitieren das, was vor einigen Jahrzehnten GENESIS unter Prog verstanden, was QUEEN als Bombast bezeichneten und was in heutiger Zeit retro getrimmte Bands wie TRANSATLANTIC und die FLOWER KINGS aus den alten Konserven puhlen und in neuem Sound auf die Teller der Hörerschaft verfrachten. Vieles gibt es auf „The Garden“ zu hören: Musicalartige Gesangsstücke („One Day“), symphonisch Opulentes, orientalische Chöre, inspirierte Gitarrensoli und exotische Percussion reichern den über 20 Minuten langen Titeltrack an, entspannte Saxophon-Soli, Jazz- und klassisches Piano setzen immer wieder abwechslungsreich Akzente im bunt treibenden Soundgeschehen. „Journey’s Friend“ könnte auch von einer TRANSATLANTIC-Coverband stammen, denn anfangs klingt der Track beinahe wie eine Kopie von „All Of The Above (Full Moon Rising)“ vom „SMPTe“-Album der Allstar-Progbande. Witzig ist die Passage mit beinahe kreischenden AC/DC-Vocals, die den Track plötzlich in eine ganz andere Richtung reißen. Auf „Give And Take“ wird nochmal den atmosphärisch-elegischen PINK FLOYD zu „Whish You Were Here“-Zeiten gehuldigt und „When I’m Down“ schafft nicht zum ersten Mal mit 50er Jahre Radio-Flair Atmosphäre. Auf „Don’t Give Up Love“ erklingen plötzlich diese typischen QUEEN-Uh-Uhs, die 1976 von Freddie Mercury bei „You Take My Breath Away“ ins Mikro geschmachtet wurden. Die Liste der Vergleiche ließe sich endlos fortführen.

Es ist nicht so, dass UNITOPIA keinerlei eigene Akzente setzen würden, aber der Stempel, den die musikalischen Helden diesen Australiern aufgedrückt haben, ist unüberhörbar. Natürlich garantiert dieses handwerklich außerordentlich gut gemachte Werk jede Menge Unterhaltung. Als störend kann angesehen werden – vor allem bei einer Albumlaufzeit von über 100 Minuten – dass UNITOPIA oftmals zu melodieselig im Schönklang wühlen und gar nicht auf die Idee kommen, mit ein paar schroffen Passagen ein paar Wunden in die Seele zu reißen. Sehr schade, denn dann wäre „The Garden“ musikalisch umso wertvoller ausgefallen.

FAZIT: UNITOPIA bieten alles, was symphonischer Prog Rock mit exzessivem Reichtum an Melodien aufzutischen in der Lage ist. „The Garden“ ist ein abwechslungsreiches Stück Musik geworden, das allen bestens reinlaufen dürfte, die von GENESIS, QUEEN, TRANSATLANTIC oder auch PHIDEAUX Alben im Schrank stehen haben und diese auch immer wieder gern hervorkramen. Dass diesem Doppeldecker ein paar Ecken und Kanten fehlen, ist schade. Wie bei den meisten überlangen Alben fehlt vor allem auf der zweiten Scheibe ein wenig der musikalische rote Faden. Dennoch besteht für Freunde der erwähnten musikalischen Spielarten die Pflicht, zumindest einmal Probe zu hören.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.10.2008

Tracklist

  1. CD 1 (The Garden)
  2. 01. One Day
  3. 02. The Garden
  4. 03. Angeliqua
  5. 04. Here I Am
  6. 05. I Wish I Could Fly
  7. 06. Inside the Power
  8. -
  9. CD 2 (The Journey)
  10. 01. Journey’s Friend
  11. 02. Give and Take
  12. 03. When I’m Done
  13. 04. This Life
  14. 05. Love Never Ends
  15. 06. So Far Away
  16. 07. Don’t Give Up Love
  17. 08. 321

Besetzung

  • Bass

    Shireen Khemlani

  • Gesang

    Mark Trueack, Sean Timms, Matt Williams, Shireen Khemlani

  • Gitarre

    Matt Williams

  • Keys

    Sean Timms, Mike Steward

  • Schlagzeug

    Monti Ruggiero

  • Sonstiges

    Mark Trueack (Percussion), Sean Timms (Mandoline), Matt Williams (Ganjo), Monti Ruggiero, Timm Irrgang (Percussion), Mike Steward (Flöte, Klarinette)

Sonstiges

  • Label

    InsideOut

  • Spieldauer

    101:05

  • Erscheinungsdatum

    24.10.2008

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