Alle Jahre wieder...kommen nicht nur diverse Pop-, Musical- oder sonst welche Stars, sondern auch mehr oder weniger bekannte Hardrock- und Metalkünstler auf die güldene Idee, uns mit einem musikalischen Beitrag zum Weihnachtsfest zu beglücken. Das Ergebnis bewegt sich dann zumeist im Rahmen von 'geht so' bis 'ach du scheiße' - als Negativbeispiel kann da etwa das TWISTED SISTER-Grauen vom vorletzten Jahr dienen. Und in diesem Jahr laufen gleich eine ganze Menge - zugegeben beeindruckend große - Szene-Heroen gemeinsam Gefahr, sich zum Rudolph zu machen.
Das startende "We Wish You A Merry Xmas" ist trotz der hochwertigen Beteiligung mit Jeff Scott Soto und den Kulick-Brüdern dann auch schon mal die totale Nervnummer. Sorry, aber ich persönlich kann diesen Refrain einfach nicht hören, auch nicht in dieser rockig-spielfreudigen, am Ende ziemlich zügellosen Variante; und erst recht nicht, wenn er wie hier unzählige Male wiederholt wird. "Run Rudolph Run" ist dank Lemmy da schon wesentlich kultiger. Der kompetent von ZZ TOP-Gitarrist Billy F. Gibbons und Dave Grohl (FOO FIGHTERS) vorangetriebene Hardrock-Blues macht nach dem fünften Punsch bestimmt richtig Laune. Auch "Santa Claws Is Coming To Town" mit Alice Cooper klingt durch die Düsternis am Anfang und dadurch, dass die Nummer zusätzlich den momentanen Stil des Schockrockers ziemlich gut widerspiegelt, kurzfristig interessant. Der definitive Höhepunkt des Albums kommt dann bereits danach. Das von Ronnie James Dio gemeinsam mit Tony Iommi, Rudy Sarzo und Simon Wright als feinste BLACK SABBATH-Doomversion intonierte "God Rest Ye Merry Gentlemen" wird kaum eine geschenkbepackte Großtante lange ertragen. Saucool, alleine der kleine Gott geht halt immer.
Das kann man in der Folge trotz der guten und Metal-kompatiblen Instrumentierung weder von "Silver Bells" (gesungen von Geoff Tate), noch von "Santa Claus Is Back In Town" (Tim "Ripper" Owens) oder "Deck The Halls" wirklich behaupten. Kurz hören - kurz lächeln - besser schnell vergessen. Zwischendurch nicht ganz so von der Stange und mit geiler Soloarbeit von George Lynch und Billy Sheehan ist bestenfalls noch "Little Drummer Boy" (am Mikro Doug Pinnick von KING'S X). Und bei "Silent Night" grunzt noch kurz Chuck Billy die Oma vom Sofa (hätte diesbezüglich auch gut 'ne ONKEL TOM-Nummer sein können), um sie danach unvermittelt von seiner Mitstreitern aus dem Hause thrashen zu lassen. Der Song könnte im Notfall also recht nützlich sein...
"Grandma Got Ran Over By A Reindeer" ist dann aber wirklich kaum noch erträglich, die balladeske Tränendrüse "Happy Xmas (War Is Over)" ebensowenig und "O' Christmas Tree" mit Doro Pesch und Michael Schenker...urgs.
Da können die Ladies von GIRLSCHOOL mit ihrem schottischen Abschied "Auld Lang Syne" keineswegs drunter - da kann man wenigstens noch gut zu saufen.
Wenn ihr an diesem zwiespältigen Spaß teilhaben wollt, weil ihr tatsächlich auf solch musikalische Verballhornung steht, achtet darauf, dass ihr euch wenigstens die hier besprochene Version besorgt, die hat nämlich zwei Songs mehr zu bieten, als die US-Ausgabe.
FAZIT: Obwohl grundsätzlich skeptisch gegenüber solcher Sampler, kann man sich selbst als Weihnachtshasser kaum gegen die Neugierde wehren, die die geballt vertretene Kompetenz im Vorwege auslöst. Die Würdenträger der Szene haben sich dann auch durchaus bemüht, aus den klebrigen Vorlagen was Knackiges zu machen und es ganz sicher auch geschafft, einen der besten Sampler dieser Art zusammenzustellen - aber unterm Strich bleibt auch diesmal wieder nur die Erkenntnis, dass diesen Kram im Grunde niemand wirklich braucht.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.12.2008
diverse (siehe Songs)
Armoury Records
59:19
21.11.2008