Ich kannte bisher so gut wie nichts von Willy DeVille und bin lediglich früher hin und wieder im TV (vermutlich im Rockpalast) auf Konzertmitschnitte seiner "Vorgängerband" MINK DEVILLE gestoßen. Das dort gehörte war recht eigentümlich und nicht uninteressant, traf aber doch nicht ganz meinen (Hardrock-)Geschmack, um mich intensiver damit zu beschäftigen. Ohne also wirklich Ahnung von der Biografie des Amerikaners mit dem äußerlich rau-dreckigen Charme eines rebellischen Verführers und südländischen Outlaws zu haben, scheint dieser jetzt schon seit einigen Jahren als Solokünstler unterwegs zu sein. Stilistisch dürfte sich über die Zeit bis hin zum heutigen "Pistola" aber wenig geändert haben und so erwartet den Unwissenden dort eine nur schwer zu beschreibende Mischung aus Blues, Rock, Soul, spanischen Klängen sowie wohl noch einigen weiteren Einflüssen; so liest man im Zusammenhang mit dem Künstlernamen auch immer wieder Begriffe wie Cajun oder Americana. Dem Experten mögen die aufgezählten Musiker und ihre Instrumente da zusätzlichen Aufschluss über das vorliegende Werk geben.
Ich mache es mir da erstmal einfacher und beschreibe den Opener "So So Real" als ruhig-lässigen Rocksong mit leichtem Country-Flair. Dem folgt mit "Been There Done That" eine langsame Soulnummer mit Bläsern und Percussions, sowie die Balladen "When I Got Home" und "Louise" und spätestens hier wird klar, dass auf diesem Album kaum großartig die Post abgehen wird. Dem ist dann auch so, "Pistola erweist sich insgesamt als äußerst getragen und von der Stimmung her zwischen gefühlvoll entspannt und nachdenklich bedrückt. Also bestens geeignet für Leute, die sich gerne mal runterziehen lassen, um schon kurz darauf nur zu gerne der Erkenntnis gewahr zu werden, dass alles irgendwie weitergeht und wir uns doch alle irgendwo im "Big Easy" befinden.
DeVille´s persönliche Beziehung zu seiner langjährigen Wahlheimat wird besonders deutlich, wenn bei "The Band Played On" der New Orleans-Trauerzug vor dem geistigen Auge des Hörers vorbeizieht, während textlich der Opfer von Hurrikan Katrina gedacht wird. Dass das besondere Flair dieser Stadt nachhaltig auf den Künstler abgefärbt hat, kommt dann auch an anderer Stelle immer wieder mal durch. Nach dem wieder etwas rockigeren "You Got The World In Your Hands" und der fast poppigen Flamenco-Ballade "I Remember The First Time" zeigt der sonnengegerbte Romantiker dann noch mal auf ganz eigentümliche Art, wie man gänzlich frei von Hektik musizieren kann. Ob nun der mehr gesprochen als gesungene Melancholie-Brocken "Stars That Speak" oder die behäbig dahintröpfelnde Blues-Nummer "I'm Gonna Do Something The Devil Never Did": man nimmt es ihm einfach ab, dem einsamen Wolf, der zum Ausklang nur von Flöte und Percussions begleitet auf dem Indianerpfad durch die "Mountains Of Manhattan" streift.
FAZIT: Stilistisch für die Seiten unseres Magazins sicherlich grenzwertig, gilt es auf "Pistola" einem authentischen Musiker zu begegnen, der merklich frei von Konventionen sein Ding macht. Veranda-Mucke für Tage, an denen man sich seinen Gedanken hingibt, während das allgemeine Leben durch glühende Hitze gebremst schwerfällig an einem vorbeitreibt.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.02.2008
Davey Faragher
Mink DeVille
Josh Sklair, Brian Ray, Chris Lawrence
John Philip Shenale
Pete Thomas
Lee Thornburg (trumpet), Andrew Lippman (trombone), Brian Ray (strumstrick), Lon Price (Clarinet)
Eagle Rock
43:25
15.02.2008