Nach „Luminous Either legt die Band aus Chicago mit „Pank“ ihr zweites Album vor. Der Titel ist ein wenig irreführend, auch wenn sich in ZIP TANGs musikalischer Wundertüte punkige Momente finden lassen. Doch weit offensichtlicher spielen die versierten Musiker progressiven Jazzrock mit deftigen psychedelischen, symphonisch-progressiven und metallischen Einlagen. Geprägt durch eine wirkungsvolle Rhythmussektion, in der vor allem der hart wummernde Bass besticht. Vielfältig wird auch das Saxophon eingesetzt, das nicht nur jazzige Phrasierung bemüht, sondern in seinen wilderen Eskapaden an Van Der Graaf Generator erinnert. „Pank“ ist eines dieser postmodernen Lehrstücke, die sich ihrer Einflüsse bewusst sind, sie gekonnt in eigene Kompositionen einbauen, und ohne Respekt vor Überschneidungen und Gegensätzen, zu etwas neuem zusammensetzen. Neben Van Der Graaf finden sich Erinnerungen an die frühen Pink Floyd und Gong („It's in My Head“, „Leaving Nothing“), aber auch krautrockige Spielereien („Cicada Jam“) und erdigere Jam- und Blues Rock-Varianten. „One Last Beautiful Morning“ schafft sogar die gewagte Grätsche zwischen Earle Hagens “Harlem Nocturne” und der Atmosphäre früher Porcupine Tree-Stücke. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „Eclectic Rock“ und „zappaesk“. Ersteres trifft den Nagel auf den Kopf, das zweite hat auch was für sich, zumindest was die Verquickung diverser Musikstile angeht. Zappas ernsthafter clownesker Anspruch und die entsprechende Umsetzung sind allerdings nicht sonderlich ausgeprägt, da bot der Vorgänger mehr Äquivalenz. Erfreulicherweise verkommt die Musik nicht zu einer technologischen Nabelschau, bei der sich fähige Musiker beweisen müssen, wie gut sie in Musiktheorie und –praxis bewandert sind. Denn bei aller intellektuellen Herangehensweise bewahren sich ZIP TANG genügend Emotionen und musikalische Härte, um auch den Bauch zu befriedigen.
FAZIT: Mit „Pank“ legen ZIP TANG ein mitunter anstrengendes, aber rundum vergnügliches Album vor. Die Band tobt sich auf einem großen Spielplatz aus, wandert von der metallischen Rutsche zum jazzigen Klettergerüst, backt im psychedelischen Sandkasten bunte Kuchen und schwingt sich auf einer progressiven Schaukel in den gefühlten Überschlag. Trotz des vielschichtigen Aufbaus verkommt der Longplayer nicht zu einer willkürlichen Aneinanderreihung unterschiedlicher Musikstile. Dafür sorgen die vier Musiker und die auch klanglich glänzende, selbst gemasterte Eigenproduktion.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 13.11.2008
Rick Wolfe
Rick Wolfe, Perry Merritt, Marcus Padgett
Perry Merritt
Marcus Padgett
Fred Faller
Marcus Padgett
Zip Tang / Just For Kicks
63:49
21.10.2008