Stellen sie sich vor, sie wurden in den 80ern eingefroren und werden jetzt wieder aufgetaut. Sie waren ein Fan von Foreigner, Styx oder Air Supply und schalteten das Radio auch nicht ab, wenn eine der unsäglichen Re-Inkarnationen des Jefferson Starships lief. Toto waren ihnen ein wenig zu kalt und perfekt und Asia zu hart. Damit das Aufwachen im neuen Jahrtausend nicht allzu traumatisch ausfällt, läuft während des Auftauvorgangs ELEVENERs Debütalbum „When Kaleisdoscopes Collide“. Sie fühlen sich sofort, als wäre höchstens eine Nacht vergangen.
Wer wissen möchte, warum die 80er des letzten Jahrhunderts gerne als musikalisches Schreckensjahrzehnt bezeichnet werden, sollte sich „When Kaleisdoscopes Collide“ in Ruhe zu Gemüte führen. Da zirpen die Gitarren, die Keyboards plingen zum Steinerweichen, und fast jeder Refrain wird mit, zugegebenermaßen technisch sauberen, Chören zugekleistert. Technisch gibt es wenig auszusetzen an der Musik ELEVENERs, eine solide Produktion und Instrumentenbeherrschung kann man dem schwedischen Duo gut und gerne nachsagen. Manchmal blitzt auch eine melodisch ansprechende Sequenz auf („All I Did“), bevor sie vom überladenen Kitsch des Refrains wieder plattgemacht wird. Daneben gibt es weinerliche Schnulzen wie „I Still Remember“ und „All Of My Life“, nasalen Gesang, der Tiefe vorgibt und doch nur nach unterdrücktem Schnupfen klingt; ein Übermaß an Plastik-Keyboards und manchmal Momente, die man in einem Fahrstuhl seiner Wahl auch ohne Ohrenschmerzen überstehen würde („This Heart Of Mine“). Guten Gewissens kann man das Album nur Fans der im ersten Absatz genannten Bands und Musiker empfehlen; wenn ihnen auf dem Weg zum CD-Player nicht doch noch eine alte Foreigner-CD in die Hände fällt und ELEVENER vergessen macht. Oder Johann Bergquist selbst, der mit M.ill.ion eine ungleich packendere Alternative am Start hat. Sozusagen ELEVENER mit Eiern.
FAZIT: „When Kalleidoscope Collides“ ist eine Art Hommage an jene saft- und kraftlose Musik, die in den 80er des zwanzigsten Jahhrunderts recht häufig Einzug in die Charts fand. Der AOR-Himmel, in dem die Geigen aus käsigen Keyboards bestehen, und die Engel in pathetischem Bombast Unsägliches wie „ich könnte derjenige sein, der dich an die Hand nimmt“ säuseln. Das ist sauber eingespielt, hat manchmal eine einlullende Melodienseligkeit, die zumindest phasenweise Frieden schließen lässt mit der völlig überraschungslosen Banalität eines überflüssigen Ganzen. Wer den Bravo Starschnitt von Richard Marx allerdings noch unter dem Herzen trägt, sollte unbedingt zuschlagen.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.07.2008
Johan Bergquist
Johan Bergquist
Andreas Brodén
Johan Bergquist
Andreas Brodén
AOR Heaven
51:41
26.07.2008