Das Auge isst ja bekanntlich mit. So war es damals auch bei AEON SPOKE, dessen Album ich mir vor einiger Zeit begeistert im CD-Laden meines Vertrauens gekauft habe. Es war der erste Blindkauf, den ich wirklich bereute. Das Artwork von AEON SPOKE war genial, aber die Musik war erschreckend... gewöhnlich.
„Beyond“, das Debut-Album der deutschen Band ARRIVED AT TEN hat mich schmerzlich an dieses Ereignis erinnert. Tolles Cover, ein bisschen im SIGUR ROS-Stil gehalten, faltbares Booklet und interessante Songtitel, inklusive eines „Prelude“ und einer „Coda“. Also, rein damit in den CD-Schacht.
Zuerst passiert gar nichts. Das „Prelude“ ist einminütiger Leerlauf. Optimistisch denkt man sich: Die Ruhe vor dem Sturm? Doch der Sturm bleibt aus. „Sound of Silence“ (welch Ironie!) ist einfach gestrickt. Gitarre, Bass, Schlagzeug, ein wenig Geschrammel, der Sänger jammert irgendwas von einem verlorenen Telefonat, netter Refrain, fertig. Doch ich hege noch Hoffnung, es möge etwas Großes, etwas wirklich Überwältigendes kommen. Der nächste Song „Through the Ocean“ bleibt höchstens an der Wasseroberfläche, an Tiefgang scheinen ARRIVED AT TEN nicht zu denken. Aber halt, „Wide Awake“ ist ein verheißungsvoller Titel, der endlich mal auf einen richtigen Höhepunkt hoffen lässt. Der Bass eröffnet den Track, dann einsame Gitarrenzupfer, Schlagzeugwirbel. Powerchords. Das wars auch schon wieder. Dieser Track dümpelt genauso wie der Rest ziellos vor sich hin. „Flake“ ist ganz schlimm, ein instrumentales Interludium, das atmosphärisch sein soll – und meine Füße einschlafen lässt. Der letzte Track „Coda“ ist wohl als obligatorisches Finale gedacht. Der Gitarrist geht hier zaghaft aus sich heraus, spielt ein leicht psychedelisches Solo und lässt das Album mit seltsamen Synthiegeblubber ausklingen.
In den Linernotes werden ARRIVED AT TEN mit Bands wie MUSE, INCUBUS, OCEANSIZE und DREDG verglichen. MUSE scheiden hier komplett aus, da diese wesentlich mehr Adrenalin im Blut haben (man höre nur mal deren Song „Assassins“!). INCUBUS füllen ihre Lücken zwar auch gerne mit Gitarrengeschrammel, aber zünden auch mal mit rockigen Passagen. Die wenigen „atmosphärischen“ Momente auf „Beyond“ könnten fast von OCEANSIZE stammen, doch auch diese Band ist wesentlich anspruchsvoller und progressiver. Einzig der Vergleich mit DREDG ist passend, da ARRIVED AT TEN einen ähnlich gelagerten Indie-Sound pflegen. Trotzdem sind auch DREDG hundertmal atmosphärischer...
FAZIT: „Beyond“ ist das Debutalbum der deutschen Indierocker ARRIVED AT TEN. Die sehr strenge Bewertung erwächst aus der Tatsache, dass unser Musikmarkt bereits vollkommen überflutet ist mit gleichklingenden Indie-Bands, die sich einbilden, mit ein wenig Geschrammel und Weltschmerz Erfolge einfahren zu können. Gehyped werden sie alle, doch das natürliche Auswahlverfahren wird unbarmherzig zuschlagen. „Beyond“ ist einfach blutleer, langweilig und uninspiriert. Manch einer wird den Rezensenten dafür lynchen – ARRIVED AT TEN seien Grower, man müsse sich auf sie einlassen. Doch was nützt dem Hörer das, wenn er spätestens nach dem sechsten Song friedlich schlummernd vor den Boxen kauert?
Punkte: 4/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.04.2009
Thomas Fono
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Snoopzone / New Music Distribution
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13.03.2009