Relativ gesetzt klingen die Querschläger von AFI auf ihrem neuen Album. Was bleibt nach Erfolgen wie Anfeindungen aus dem Grund, dass man vom melodiösem Punk bis hin zu Gruftwave und Elektro bereits viele Felder abgeklappert hat?
"Crash Love" ist eine unaufgeregte Scheibe mit einem Dutzend nicht eben packender Poprock-Songs bar jeglicher Experimente geworden. Die Songs gelingen Jade Puget mal mehr (im Opener und vor allem der zweiten Hälfte), mal weniger gut ("Too Shy To Scream" mit unechten Handclaps und der lasche Anschlusstrack). Unanhängig davon bleibt Davey Havoks Leib- und Magenthema die unglückliche Liebe und Selbstzerstörung in all ihren trivialen Facetten. Man könnte meinen, der westliche Neuzeitmensch sei vor allem ein Borderliner. Zumindest amerikanische Musiker im Alternative- und Indie-Bereich scheinen fast nur noch mit Kajal und Rasierklinge vorm Backstage-Spiegel zu stehen. Andererseits sind AFI in "Medicate" (hey, ein Solo!) dann doch wieder zu zuversichtlich, als dass man sie des Suhlens im Selbstmitleid bezichtigen könnte. Die Substanz dieser Band war und ist immer noch über dem ganzen Emo-Stuss anzusiedeln.
Für unbedarfte Hörer sei als Einführung "Sing the Sorrow" als Album empfohlen; die Kenner bekommen mit AFIs Neuer zumindest halbwegs frisch wirkende Kost, die vor allem durch Melodien und ein geschlossenes Gesamtbild, nicht aber mehr durch Entdeckerfreude überzeugt.
FAZIT: AFI sind ein Destillat der US-Alternative-Szene geworden: Einerseits vorhersehbar kompakt und poppig, aber dann wieder im dezenten Rahmen experimentierfreudig, jedoch nie außerhalb des kommerziellen Rahmens. Sie hören sich nicht an wie, stehen aber im Geiste von Zeitgenossen wie Thrice oder Coheed And Cambria. "Crash Love" ist besser, weil gleichmäßiger wie sein Vorgänger "Decemberunderground".
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.10.2009
Hunter Burgan
Davey Havok
Jade Puget
Jade Puget
Adam Carson
Interscope / Universal
43:12
29.09.2009