Dem Internet sei es gedankt... und für MUSIKREVIEWS arbeiten bildet: ABRAMIS BRAMA ist der zoologisch korrekte Name einer Brachse, einem Fisch aus der Familie der Karpfen. Häääh? Egal, klingt irgendwie intellektuell... Aber hoppla: der Titel des Albums, Smakar Söndag, verrät, dass es sich bei dem Schwedenhappen aus Stockholm um Feinschmecker handeln muss. Einem Saarländer wie mir, kulinarisch weit jenseits des landestypischen Lyoner-Horizontes verortet, werden die Jungs spontan sympathisch. Smakar Söndag ist allerdings nicht nur ein schmackhafter Sonntagbraten, sondern eine durchaus alltagstaugliche Kost mit Suchtpotenzial.
Seit zwölf Jahren sind ABRAMIS BRAMA nun schon aktiv und haben fast ebenso viele Tonträger herausgebracht. Trotzdem wird man, wenn man auf deutschen Seiten "googelt" [was für ein schröckliches Unwort!!], zumeist auf Seiten verwiesen, die sich mit Fischen und deren Zucht beschäftigen - Reviews der schwedischen Band auf deutschen Seiten sind rar gesät.
Entschuldigt es mir, aber die Übersetzung der Texte und deren Besprechung hätte dann doch den Rahmen eines gewöhnlichen Reviews gesprengt - lasst Euch einfach auf einen "Blindflug" ein. Sie kommen nämlich ausgesprochen gut und passend 'rüber; geben den Songs unverwechselbaren, wenn auch reichlich skurrilen Charakter.
Auf Smakar Söndag werden Dir die Riffs so richtig fett um die Ohren geblasen - die lange Mähne flattert ebenso in der Druckwelle der Boxen wie das bunte Blusenhemd - die Lederhose wird plötzlich verdammt eng im Schritt - Hell yah: DAS ist der Stoff, der Retro-Träume aus der Mottenkiste bläst und in einer gewaltigen Wolke entstaubt...
Hier werden Monster-Riffs à la MOUNTAIN mit der Finesse von GOV'T MULE verwoben. Stoner-Elemente von KYUSS finden ebenso Einlass wie schwerblütiger Doom des schwarzen SABBATH und dem keinesfalls minder schwerblütigen Southern-Rock aus dem Hause SKYNYRD.
Gleich "Kylan kommer inifran" legt los, wie die allseits beliebte Feuerwehr - DAS ist 70ies Spirit, wie ihn Menschen mit der "Gnade der frühen Geburt" [frei nach einem Zitat des Dicken aus Oggersheim] bis in heutige Tage zu schätzen wissen. Hardrock, knietief im Blues verwurzelt, bekommen wir elf lange Songs lang "smakar" [schmackhaft] serviert. Die Balladen haben zupackenden Biss - die epischen, leicht pathetischen Arrangements der härteren Nummer zeigen hohes musikalisches Potenzial. Feingeister sollten allerdings möglicherweise mit den animalischen Attitüden des Sängers Ulf Torkelsson Probleme bekommen, denn der Mann ist purer, explosiver Rock'n'Roll... Wer die glockengleichen Parts der [gelegentlichen] Duett-Partnerin eingesungen hat, gibt der spartanische Promo-Pappschuber ebenso wenig her, wie die Website ABRAMIS BRAMAs.
Wer braucht Anspieltipps? Hier ist alles zu empfehlen, da braucht man jetzt gar nichts auseinander zu dröseln und zu zerreden.
FAZIT: Die Schweden sind ein zwar [Vorsicht: Klischee behaftetes Geschreibsel ;-)] ständig besoffenes, dafür aber rau-ehrliches, lustiges Völkchen. ABRAMIS BRAMAs Mucke steht genau in dieser Tradition. Wer ein Faible dafür hat und auf die genannten Referenz-Bands steht, sollte unbedingt ein Ohr auf Smakar Söndag werfen. Meine Mottenkiste hat's gewaltig entrümpelt...
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Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.08.2009
Dennis Berg
Ulf Torkelsson
Peo Andersson, Robert Johansson
Trisse
Transsubstans Records
56:18
09.07.2009