In ganz seltenen Fällen kann man das Presse-Infoblatt für sich sprechen lassen. So wie jetzt, wenn es über AKANOID heißt: „Der neue Longplayer setzt genau da an, wo die letzte EP „1000 Burning Guitars“ aufhörte. Die Gitarren haben verstärkt Einzug gehalten in den Klangkosmos von AKANOID, synthetischer Pop ist zu elektronischem Rock mutiert.“
Ob dafür eine Mutation vonnöten ist, sei mal dahingestellt, schließlich haben DEPECHE MODE diesen Schritt schließlich schon vor Jahrzehnten peu a peu (und vielleicht zwangsläufig) vollzogen. Wobei wir schon beim ersten dicken Vorbild wären. Die mitunter bleierne Schwere der britischen Band geht AKANOID zwar ab, dafür hat man einen zu ausgeprägten Hang zu fluffigen Melodien, die auch den mittleren DURAN DURAN gut zu Gesicht gestanden hätten.
Wobei AKANOID nicht zur reinen Klonband werden, oder, freundlicher ausgedrückt, auf Teufel komm raus die verwandtschaftliche Nähe suchen wie bspw. DE/VISION in Bezug auf DM. Die Musik behält einen eigenen Charakter, der auch im Poppigen eher sperrig ist und gerne mal vom Rand des großen Metal-Tellers nascht („The Nihilist“).
Insgesamt präsentiert sich „Civil Demon“ etwas unspektakulär. Es braucht einige Durchläufe ehe die Songs ihren durchaus vorhandenen Charme entfalten können. Von dem auch kleinere Flops wie das langatmige „Jump Into The Hive“ nicht ablenken können. Denn es wäre ein Fehler das Album an seinen Schwachpunkten festzumachen.
FAZIT: AKANOID spielen auf „Civil Demon“ eine ansprechende Variante dessen, was sie selbst „Elektro-Wave-Alternative-Rock-Pop“ nennen. Mit teils deutlichem, aber nicht unangenehmem Spät-Achtziger Einschlag gelingt ihnen ein freundliches, wehmütiges Album, dem Weinerlichkeit ziemlich fremd ist, und das sich nicht zu offensichtlich an die großen Vorbilder anlehnt. Neben wenigen schwächeren Songs bietet „Civil Demon“ auch einige echte Highlights, wie das dramatische „Secret World“, die duranesque Ballade "Climax" oder das fast Richtung New Art-Rock tendierende „Nexxus“. Wer ein offenes Ohr für die eher poppige Seite elektronisch ausgerichteter Musik hat, eine gewisse Härte nicht scheut und auf Experimente verzichten kann, der dürfte in AKANOIDs aktuellem Album zwar nicht sein El Dorado, aber einen gemütvollen Begleiter finden.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.05.2009
Hilton Theissen, Phil Weyer
Hilton Theissen, Phil Weyer
Hilton Theissen (FX)
Dirk M. Berhorn
Gregor Matlok (Guitarsynth)
ECHOZONE/SONY
58:57
22.05.2009