Oh je, was ist das denn für 'ne kitschige Startnummer? "I don't want you, I don't need you" heißt es da so viel sagend und der Song ist tatsächlich klebrigster Pop-Rock. So schmalzig hab ich die Band aus den 80ern gar nicht in Erinnerung (in Sachen Styling und Outfit kann man den Schweden hingegen eine deutliche Verbesserung attestieren; sucht mal nach Bildern aus den frühen Poser-Jahren der Band...). Und als es danach bei "Just A Heartbeat Away" nicht viel anders tönt - obwohl es sich das gebrochene Herz scheinbar doch anders überlegt hat, denn in den süßlichen Gesangsharmonien heißt es plötzlich "I need you...I only wanna be with you every night and day" - wandert der Blick in böser Erahnung eines Kuschelrock-Großangriffs ängstlich zu den anderen Songtiteln. Die Bestätigung lässt nicht lange auf sich warten: Auch hinter Songtiteln wie "Don´t Want To Say Goodbye" (meine Güte, noch so ein Schnulzenrefrain...), "Let Me Be The One" (ebenfalls Zuckerguss pur) und "A Lot To Learn" (wenigstens nur langweilig) verbirgt sich in Reihe genau das, was man dahinter erwartet bzw. befürchtet hat. Alles hoch melodisch und mächtig eingängig, schön und gut, aber selbst der Bereich des AOR wird hier öfter verlassen, als es dem Rockfan eigentlich lieb sein kann. Ein paar kurze Ausflüge der Gitarrenfraktion ändern daran auch nicht viel.
Aber siehe da: Gerade als man das Album, das insgesamt achte von BAD HABIT, schon komplett abhaken will, findet der Gitarrist bei "I Believe" doch noch größeren Gefallen an seinem Griffbrett. Die Nummer ist dann auch richtig guter Melodic Rock mit starker Instrumentierung und stampfend-groovigem Rhythmus. Und da das folgende Titelstück „Above and Beyond“ ebenfalls einen guten Soul hat, scheint endlich alles gut zu werden. Aber leider ist bereits "My Confession" trotz schnellerem Tempos wieder so eine Plastik-Nummer, dem dann ernüchternderweise tatsächlich ausschließlich weitere Plüsch-Attacken folgen. Da kann man der Band (leider) nur ihre Konsequenz bescheinigen; warum auch immer sie diese einfältige Kuschel-Tour durchziehen (Wette verloren?).
FAZIT: Wer als AOR-Freak stets ein besonderes Augenmerk auf den Balladenstoff legt, könnte auf "Above And Beyond" vielleicht ein paar Entdeckungen machen. Ansonsten fehlt es dem zahnlosen und aalglatt produzierten Album bis auf die wenigen Ausnahmen, in denen auch mal kurz gerockt wird, aber komplett an Tiefe, um mit seinem Weichspül-Pop-Rock mehr als ein Schulterzucken (im böse Falle Schlimmeres) hervorzurufen.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.01.2009
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23.01.2009