Ja, trotz zweier Tastenmenschen schreibt hier der Drummer nicht wenig an der Musik mit. Andererseits: Die böse Schwester ist weit vom harten Rock im eigentlichen Sinn entfernt - wie auch von der Originalität.
Das ist nicht weiter schlimm, so der Enthusiasmus hörbar wird, was im Falle von BAD SISTER nicht unbedingt verneint werden kann. Das pulsierende Leben ist die Band allerdings auch nicht; vielmehr macht sie Erwachsenenrock in dem Sinne, dass sie ihr Köpflein wie die Vielzahl der Genrevertreter zu tief im eigenen Rektum stecken hat. Alternativ denken die Herren und Damen Musiker dieser Szene entweder zu häufig an Heim und Familie oder ihren Bürojob; andere sind im besten Fall Studiomusiker und haben dabei leider im Laufe der Jahre (Merke: unter 30 sind die Protagonisten selten) ihr Feuer an die Routine verloren. So gestaltet es sich auch hier: 13 Songs, die keine Welt aus den Fugen brechen und kein Gefühl bedienen, das nicht bereits durch ähnliche tonale Emotionsbekundungen abgetötet worden ist.
Arrangements, Auftreten: professionell - Arschtritt, Aufbäumen: Fehlanzeige. Madame am Mikro singt vollmundig, die offenbar nichtigen Lyrics wurden gar nicht erst abgedruckt, und ebenso wie das Cover wird man den Namen der Band vergessen, wenn man ihn überhaupt je auf dem Schirm hatte. Böse meine ich das nicht; es ist eine Feststellung.
Fazit: Zeit seit Bandgründung, Glaubwürdigkeit und musikalischer Anspruch hin oder her: wenn's im Herzen nicht warm wird, dann kann man Musik niemandem dringlich empfehlen, sondern allenfalls als Option zum Kauf anbieten. Egal wie alt ihr seid - BAD SISTER bringen euch nicht wirklich viel, oder sollte die Midlife Crisis Menschen so bedürftig machen, dass sie emotional auf minimale Reize anspringen?
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 04.08.2009
Jörn Saul
Suzie Lohmar
Sven Lange
Kai Beyer, Werner Kaul
Kai-Ove Kessler
Distinct Music / Sony
57:43
04.08.2009