Bei Metal Heaven scheint die große Glam N' Sleaze-Euphorie ausgebrochen zu sein, denn mit BAI BANG erscheint nach CHRIS LANEY und den NASTY IDOLS in kürzester Zeit bereits die dritte Veröffentlichung des Labels mit 80er-Party-Mucke. Und mit der letztgenannten Formation teilt sich dieses Quartett nicht nur die geografische Herkunft, sondern in etwa auch den Werdegang: Vor über 20 Jahren gegründet und mit den bisherigen vier Alben bestenfalls kleine Erfolge im Heimatland Schweden gefeiert, legt man mit "Are You Ready" nach mehrjähriger Pause einen Neustart hin, um die Gunst der Trendstunde zu nutzen.
Vom Outfit her mehr in Richtung GUNS N' ROSES, AEROSMITH, RATT & Co, also mehr bunte Stirnbänder und Bandanas als dicke Haarspraywolken, gehen es BAI BANG nicht nur im Gitarrenbereich aber noch weitaus weniger scharf an als ihre heimischen Kollegen. Metal ist hier schon mal gar nichts, dafür hat man mit dem Opener "I Love The Things You Hate" (klingt im Refrain etwas nach "Back In The USSR" von den BEATLES), "Party Queen" (BONFIRE lassen beim Gesang grüßen) oder "Longtime Cumin" immerhin ein paar groovige Hardrocker mit Rock N' Roll-Feeling im Programm. Damit sind die kantigsten Momente des Albums aber tatsächlich schon genannt. "Born To Rock" und gerade soeben auch noch "We Come Alive" sind bereits wenig spektakuläre Melodic-Songs im seichtesten Stile von DEF LEPPARD oder PRETTY MAIDS.
Aber dann: Nicht nur, dass "Only The Best Die Young" ganz sicher eine der schmalzigsten, blutarmsten Balladen ist, die in letzter Zeit auf Tonträger gepresst, gebrannt oder sonst was wurde (da alle Songs im 3-Minuten-Format bleiben, ist er wenigstens schnell vorbei), an anderer Stelle wie "Are You Ready I'm Ready", "Bad Boys" (oh Graus) und auch beim Abschluss "Bigtime Party" (noch mehr Graus) wird es sogar noch übelst poppig; inklusive diverser lyrischer Peinlichkeiten. Nichts gegen eingängige Rocksongs (erstklassige AOR-Bands gibt es schließlich auch zu Genüge), aber diese Nümmerchen sind doch arg simpel auf Ohrwurm gestrickt, so dass man selbst als Poserfreund durch die Überschreitung der Schlagergrenze kurz vor der Schamesröte steht.
Wer solche Schaumstoff-Musik dennoch mag, der wird sich vermutlich sogar ärgern, dass die Scheibe so schnell wieder vorbei ist - und ein Album mit einer Laufzeit unter 34 Minuten ist in der heutigen Zeit wahrlich alles andere als üppig. Da haben viele EPs mittlerweile mehr Substanz zu bieten; vom musikalischen Inhalt mal ganz abgesehen.
FAZIT: BAI BANG sind aber mal ganz sicher nicht "eine der am stärksten rockenden Bands aus Schweden", wie das Infoblatt anzupreisen versucht. Stattdessen spielen sie bei einigen wenigen Lichtblicken in erster Linie Poser-Hardrock der plakativsten und poppigsten Art, mit dem man höchstens noch den WARRANT-Kirschkuchen-Fan in Wallungen bringen kann. Und selbst die L.A.-Poser hatten insgesamt noch mehr Feuer im Blut, als das Meiste auf dieser Weichspülplatte.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.04.2009
Joacim Sandin
Diddi Kastenholt
Pelle Eliaz
Jonas Langebro
Metal Heaven
33:56
24.04.2009