Zum Einstieg ein kleiner Einblick in die Grundzubereitung eines bärtigen Fisches (hier: à la „Sleeping In Traffic“) für jeden, der noch nie einen gegessen hat:
Man nimmt die typische schwedische Grundwürze und vermengt sie mit der Verspieltheit von DREAM THEATER. Dazu kommt ein ordentlicher Schuss zappaesker Humor und gibt das ganze in eine klassische Soundbrühe mit einer Prise YES.
Stilmäßig hat sich bei „Destined Solitaire“ kaum etwas geändert. Schon beim Opener „Awaken The Slepping“ zeigen BEARDFISH innerhalb von sechs Minuten mit diesem verträumten und lebhaften Instrumentalstück ihre Spielfreude.
Der folgende Song, der Titeltrack, überrascht dann mit einem krassen Stimmungswechsel. Düster, hart und manchmal dissonant klingt er – aber sehr befriedigend. Hier experimentieren die Schweden einmal mehr mit verschieden musikalischen Stilmitteln. Die Gitarren sind stellenweise metallisch, der Gesang versucht sich an Growls und Screams (ersteres aber mit mäßiger Überzeugungskraft), die Mannigfaltigkeit des Aufbaus erinnert oft stark an OPETH (Respekt!).
Doch hier ist es leider auch schon vorbei mit den Lobeshymnen. Die folgenden Titel sind ganz nett (vor allem lyrisch), weisen aber nur wenig der packenden Refrains oder Ohrwurmmelodien auf, die man bisher von der Band gewohnt war.
Gerade der längste Song des Albums „Until You Comply Including Entropy“ ist total überzogen und nach mehrmaligem Hören teilweise sogar ganz schön nervig.
Die Qualität der ersten beiden Titel wird erst wieder mit (dem unglücklicherweise sehr kurzen) „At Home… Watching Movies…“ angepeilt und zeigt den BEARDFISH grätenlos und geschmackvoll, wie man ihn eigentlich kennt. Hochwertig geht es weiter mit „Coup De Grâce“, das den Hörer mit auf eine klangliche Reise nimmt und ihn – wie im Namen schon angekündigt – verwöhnt wie Gott in Frankreich.
Die letzten beiden Songs sind dann wieder ganz okay, aber keine wirkliche Geschmackssensation.
Hoch anrechnen muss man den vier Schweden aber dennoch, dass sie immer noch versuchen, sich auszuprobieren, obwohl sie schon ein erfolgreiches und stimmiges Konzept gefunden hatten. Die armen Kerle hatten es aber auch wirklich schwer, gegen ihre Referenzplatte anzukommen.
FAZIT: Ein BEARDFISH schmeckt eigentlich von sich aus schon sehr gut. Das vorliegende Gericht ist aber mit einigen unpassenden Gewürzen zubereitet und wird nur lauwarm serviert – die letzte Anrichtungsart war weitaus deliziöser.
Eine letzte Nachricht an die Küche: Das Essen war ganz gut, aber das Rezept müssen Sie nicht unbedingt aufheben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 31.07.2009
Robert Hansen
Rikard Sjöblom
Rikard Sjöblom, David Zackrisson
Rikard Sjöblom
Magnus Östgren
David Zackrisson, Robert Hansen (Backing Vocals)
InsideOut
76:42
24.07.2009