Bernard Allison ist mittlerweile aus dem langen Schatten seines Vaters Luther getreten. Spätestens nach dem Besuch einer seiner schweißtreibenden Shows ist das wohl jedem Bluesfreund klar. Sohnemann Bernard beschränkt sich aber nicht nur darauf, des verstorbenen Vaters Wurzeln zu pflegen. Nein, er entwickelt dessen Blues mit satten Funk-, Soul- und gar Reggae-Adaptionen zu einem sehr modernen Blues-Rock weiter. Mit den dreizehn Songs seines dreizehnten Albums frönt Bernard Allison unverhohlen dem Chicago-Blues in vollen Zügen.
"The Otherside" wurde im wesentlichen von der Band eingespielt, die Bernard Allison seit einiger Zeit [siehe unser Live-Review] begleitet. Leider ist der äußerst talentierte, blutjunge Freiburger Bub Michael Goldsmith, Rhythmusgitarrist der Bernard Allison GROUP, nicht mit am Werk.
Die Arrangements sind sehr vielschichtig. Hier drückt der Bandleader eben nicht jedem Song seinen fetten Stempel auf, sondern schafft der Band, vor allem dem "Gebläse", die notwendigen Freiräume. Einzig die Stimme wurde von Produzent David Z. angenehm warm in den Vordergrund gemischt.
Die Songs sind zum größten Teil bärenstark - lediglich das Hendrix-Cover "Fire" und das etwas ölig geratene "Simple Like That" fallen ab. Ob hart rockend ("Still Rainin'"), funky ("Tired Of Tryin'") oder traditionell, wie in "Life Goes On" oder "Clear Vision" - Bernard Allison verleiht jedem Song den passenden, bissigen Groove. Die kraftvoll glühenden Licks des Titeltracks sind typisch für Bernards Live-Sound. Eher selten greift dieser zum Bottleneck. Wenn er dies allerdings tut, kommen furiose Perlen wie "Slide Master" zu Tage. "Allison Way" ist seine Hommage an Vater Luther Allison, dessen "Let's Try It Again" er herzergreifend covert. Mein persönlicher Lieblingssong ist das swampige "Leavin' The Bayou", das die Lebensgeschichte des Blues-Veteranen Lonnie Brooks, einem frühen Förderer Bernard Allisons, erzählt. Ebendieser veredelt den Song neben seiner eindrucksvollen Stimme auch mit einer erdigen Slide-Guitar.
FAZIT: Bernard Allison liefert mit "The Otherside" ein perfekt produziertes Album vor, das sicherlich zu seinen besten Studiowerken zählt. Trotz seiner stilistischen Bandbreite ist es ein unverkennbar "schwarzes" Album geworden... Chicago-Blues at it's best!
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.12.2009
Jassen Wilber
Bernard Allison
Bernard Allison
Bruce B. McCabe
Erick Ballard
Jose Ned James (Saxophone, Percussions) und (Accordion), Gast: Lonnie Brooks (Slide & Lead Vocals on # 9)
Jazzhouse Records
56:51
04.12.2009