Der Belgier Geert Fieuw haut mächtig auf die Kacke, wenn er vermeintliche Riff-Recycler disst und "Castles in the Sand" als kommenden Klassiker bewirbt. Dabei spielt sein zusammengewürfelter Haufen auch nur als progressiv getarnten melodischen Rock mit härteren Momenten, dem die Überraschungen abgehen... vielleicht ist ein beachtenswertes Album für seine rockmusikalisch darbende Heimatlandschaft herausgekommen; international rangieren BEYOND THE LABYRINTH auch mit der zweiten Scheibe im Mittelfeld. Das muss aber auch nichts Schlechtes sein...
... zumal der Musik schillernde Effekte fehlen, was nicht zum Sprücheklopfen im Infoblatt passt. Kopf Fieuw setzt auf nachvollziehbare Songs, Melodien und einigermaßen moderne Keyboardsounds, welche leichte Verschleißerscheinungen nicht verhehlen können. Oft gehört wurden in der Vergangenheit ebenfalls affektierte Sänger wie Jo De Boeck, dessen "tick tock" im Opener nicht nur auf den sprichwörtlichen Zeiger geht. In "Draining My Energy" verhindert sein steifes Auftreten die maximal mögliche Energieausschüttung des Tracks, was gerade angesichts des kräftigen Endes Schade ist. Sollte man die Kernaussage der Band am nach ihr selbst benannten Song festmachen, so beruft sie sich eher auf biedere Melodien und humpelnde Rhythmen. Man täte ihr jedoch nur bedingt Recht damit, denn derlei gestelztes Gebaren ist, wie erwähnt, offenbar, jedoch nicht durchgehend. Vielmehr patzt Fieuw in der Ausführung, wo er den Mund am vollsten nimmt: sein Promotion-Geschwätz vom großen Konzept muss sich einzig mit dem Lob zufrieden geben, dass es in seiner Unoffensichtlichkeit ("Castles in the Sand" ist definitiv ein Album aus kompakten Songs) immer noch einem schwer verdaulichen Anspruchsbrocken vorzuziehen ist. Andererseits entsteht ein prätentiöser Eindruck, und statt wegen ihrer Klugscheißerei zu nerven, sind die Lyrics von BEYOND THE LABYRINTH bisweilen Plattitüden.
Instrumental entblößt man sich nicht und bietet gehobenes Handwerk, wobei der Komponist Griffigkeitsgefühl und die Solisten den beherrschten Abruf bekannter Stilmittel beweisen. Im Gesamtergebnis darf man BEYOND THE LABYRINTH zeitlos-unoriginell, ein wenig kühl und emotional ambivalent bezeichnen. Ihre Fans dürften sich im freundlichen (nicht fröhlichen) Keyboard-Metal-Feld sowie unter Prog-als-Genre-Liebhabern finden. Mehr Erwartungen dürfen sie angesichts des Gezeigten nicht hegen.
FAZIT: BEYOND THE LABYRINTH sind nur so tiefsinnig, wie es ihnen ihre strikte Genreverhaftung erlaubt: die herausgekehrten Stimmungen sind gänzlich innerhalb der Stilistik melodischen und nur wenig vertrackten Rocks bekannte, und wer sich sanfte Dream Theater ohne Virtuosität, Rough Silk ohne Queen und Savatage ohne "geil" vorstellen kann, darf gerne Sandburgen bauen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.01.2009
Gerry 'Krenryg' Verstreken
Jo De Boeck
Geert Fieuw
Geert Fieuw, Danny Focke
Bruno Goedhuys
Incommunicado
53:46
30.11.2008