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Big Daddy Wilson: Love Is The Key

Stil: Blues, Soul

Cover: Big Daddy Wilson: Love Is The Key

Champion Jack Dupree, Louisiana Red, Eddie Boyd…. lang ist die Liste der Musiker, die über den großen Teich kamen, um sich in Europa häuslich einzurichten und endlich den in den US verwehrten Erfolg fanden. Auch Luther Allison lebte 14 Jahre lang in Europa und hatte hier seinen großen Durchbruch, bevor er endlich in den US die verdiente Beachtung fand und zurückkehrte.
Mit BIG DADDY WILSON hat nach LOUISIANA RED ein weiterer schwarzer Singer/Songwriter seine Bleibe in Norddeutschland gefunden. Allerdings hatte er beim Umzug nicht den Blues im Gepäck, wie er offenherzig zugibt – den hat er erst hierzulande entdeckt und startet nun sein internationales Debüt mit dem rührigen Ruf-Label im Rücken.

Eigentlich unglaublich, dass ein knapp 50-jähriger erst jetzt seine internationale Karriere in Angriff nimmt und man will die Geschichte kaum glauben. Wilson Blount war nämlich seit Kindesbeinen wahnsinnig schüchtern – auf eine Bühne hätte man den Mann niemals bekommen. „Ich habe den BLUES hier in Deutschland getroffen. Ich wusste bis dahin nicht, was das ist. Aber hier fand ich mit dem Blues etwas, was mir mein ganzes Leben lang gefehlt hatte“, lässt sich BIG DADDY WILSON zitieren. Er, der bis dato nur Gedichte geschrieben hatte, fand nun plötzlich die Melodien dazu, ging auf die Bühne und jammte sich quer durch die gewiss nicht kleine deutsche Bluesszene. Gemeinsam mit DOC FOZZ spielte er drei CDs und eine DVD ein; aber erst jetzt hat er mit Ruf das potente Label gefunden, mit dem der Durchbruch gelingen kann.

„Love Is The Key“ ist ein stilles, eindringliches Album geworden. Die sparsamen, oft akustischen Instrumentierungen verstellen nicht den Blick auf die Texte und den „Spirit“ dahinter. Triebfeder BIG DADDY WILSONs scheint sein bedingungsloses Gottvertrauen zu sein. Auch wenn man auf diesem Ohr schwerhörig sein sollte, kann man sich dem Reiz seiner sehr persönlichen und unaufdringlichen Songs schwer entziehen. Das Album bringt Blues mit ganz viel Soul, etwas Jazz und Gospel zusammen. Bei „Dreaming“ sind gar Reggae-Rhythmen zu hören, gut eingebunden in soulige Strukturen.
„Country Boy“ bringt Wilson mit Freund und Kollegen ERIC BIBB zusammen. Die (deutsche) Backing-Band groovt sehr entspannt und „Mr. Mo“ setzt mit seiner B3 ein schönes Solo drauf. Cooler Bar-Jazz ist bei „Jazzy Rose“ zu hören – hier hat Gitarrist Jimmy Reiter „Auslauf“. Wilson zitiert im Abspann gar JOHN LEE HOOKERs 1989er Song „The Healer“. Ein altes Gedicht, seiner Ehefrau gewidmet, hat man nun als Liebeslied auf "Love Is The Key" verewigt: „Anna“ hat eine umwerfende Hookline im Refrain. „Love Is The Key“, ein traditioneller Blues, ist nur mit Dave Goodmans akustischer Gitarre instrumentiert. Einer meiner persönlichen Highlights ist das eindringliche „Ain’t No Slave“, ein Blues mit sehr souliger Stimme und Feeling vorgetragen.
„Keep Your Faith In Jah“ – das würde ich ja gerne, aber je älter ich werde umso weniger verstehe ich diesen Burschen ;-)) Bei „Stranger“, einer Hommage an seine Heimat Edenton/North Carolina, wird wieder akustisch gebluest bevor es mit „Hard Days Work“ massiv elektrisch wird – eine ganz starke Nummer. „Dreaming“ fällt dagegen deutlich ab und eine seelenvolle Ballade, „Waiting On You“, beendet das „Love Is The Key“-Album mit einer herrlich schwirrenden Hammond B3.

FAZIT: Spät, aber ganz sicher nicht zu spät, hat BIG DADDY WILSON seinen Weg gefunden. „Love Is The Key“ ist ein Album, das nicht spontan ins Ohr geht. Man muss der Scheibe Zeit geben, damit sie sich entwickeln kann. Das „Ende der Fahnenstange“ hat Wilson damit ganz sicher noch nicht erreicht, aber der Anfang ist gemacht....

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.04.2009

Tracklist

  1. Country Boy
  2. Jazzy Rose
  3. Anna
  4. Love Is The Key
  5. Walk A Mile In My Shoes
  6. Ain’t No Slave
  7. Keep Your Face In Jah
  8. Stranger
  9. Hard Days Work
  10. Dreaming
  11. Waiting On You

Besetzung

  • Bass

    Olli Gee

  • Gesang

    Big Daddy Wilson, Eric Bibb (# 1 & 5)

  • Gitarre

    Jimmy Reiter, Dave Goodman, Eric Bibb, Jochen Bens

  • Keys

    Moritz “Mr. Mo” Fuhrhop

  • Schlagzeug

    Björn Puls

  • Sonstiges

    Backing Vocals: Dave Goodman (# 3, 4 & 7), Helga Blount (# 7)

Sonstiges

  • Label

    Ruf Records

  • Spieldauer

    50:16

  • Erscheinungsdatum

    24.04.2009

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