Norwegen gilt nicht gerade als das El Dorado elektronisch angehauchten, trippigen Krautrocks. Doch wenn BIG ROBOT bereits auf dem knallgelben Cover mit „Featuring Conrad Schnitzler“ werben und zudem stolz verkünden, dass sie bald mit AMON DÜÜL II auf eine kleine Tournee gehen, ist klar, dass genau jene Musik auf „Aquafit“ geboten wird.
Abgesehen von Track zwei, dem mäßig witzigen Electro-Reggae „Coca Kohle“, der klingt als spielten GROBSCHNITT und GURU GURU mit der ERSTEN ALLGEMEINEN VERUNSICHERUNG einen Tribute-Song für CAN - während eines Karibikurlaubs, sind klare Songstrukturen Mangelware auf „Aquafit“.
Es flirrt, piept und zirpt fast ohne Unterlass, manchmal werden (verzerrte) Stimmen hörspielmäßig eingeflochten; „Cluster“-Musik nennt es die Band selbst. Und das ist nicht nur eine Hommage an Connie Schnitzlers alte Gruppe, sondern stellt tatsächlich eine genaue Beschreibung der Musik dar. Denn diese zerfällt in Einzelteile, die zwar arrangiert wirken, aber gleichzeitig scheinbar punktuell im Raum schweben. So erscheint „Aquafit“ wie eine Mischung aus Soundtrack und Geräuschen von der Brücke eines Raumschiffs. Besonders wie sie gerne in den 60ern in Science Fiction-Filmen aus Russland oder angrenzenden Gefilden erklangen.
Erst Stück sechs „Gow“ hat nach „Coca Kohle“ wieder so etwas wie eine auf- und abschwellende Melodie zu bieten. Erinnert an die Elektroniker der Berliner Schule und vor allem an TANGERINE DREAM zu „Rubycon“ Zeiten. Das beste, weil konzentrierteste und gleichzeitig entspannteste Stück des Albums.
Leider zerfällt „Aquafit“ im weiteren Verlauf wieder. Man merkt der Band zwar die Begeisterung für frühe elektronische Musik zwischen NEU!, CLUSTER/ KLUSTER, KRAFTWERK und TANGERINE DREAM an, doch ist das nicht mehr als eine ganz nette und etwas zu beliebige Fußnote zu einem spannenden Kapitel der neueren Musikgeschichte.
FAZIT: Mit Avantgarde hat die Musik von BIG ROBOT nur wenig zu tun. Viel mehr ist „Aquafit“ eine Hommage an ein kleines musikalisches Zeitfenster, dass vor fast vierzig Jahren für ein wenig Aufsehen – und lange Nachwirkung sorgte. Während die Musiker anscheinend viel Spaß an der Produktion hatten, ist „Aquafit“ trotz einiger hörenswerter Momente viel zu zerfahren und langatmig, um auf längere Sicht einen aufregenden musikalischen Begleiter abgeben zu können.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 06.07.2009
Ollis Christensen, Per Sjøberg, Joakim Langeland, Conrad Schnitzler
Karisma Records
60:35
22.06.2009