Manche versteckte Kleinigkeiten sprechen Bände: BILLY RAY CYRUS' neues Album „Back To Tennessee“ ist bei Walt Disney Records erschienen… Sicherlich eine Folge jahrelanger Kollaboration mit Disney Entertainment, bekanntlich auch als Schauspieler. Da verwundert es im Nachhinein kein bisschen, dass uns der Politiker-Sohn aus Kentucky ein aalglattes Mainstream-Country(Rock)-Album vorlegt. Wenigstens erspart Cyrus uns die radikal-christliche Message früherer Werke. Der Maschinengewehr-Spiritismus der Evangelikalen treibt bekanntlich so manche stinkende Blüte hervor. Damit ich nicht falsch verstanden werde: Es möge bitte jeder nach seiner Facon glücklich werden! Aber in Hinblick auf Toleranz anderen Glaubensformen gegenüber sind selbst Satanisten den evangelikalen „Christen“ haushoch überlegen.
Wässrig dünn ist die Suppe, die uns BILLY RAY CYRUS hier präsentiert. Ehrlich gesagt: Wer Alben von GARTH BROOKS, TIM McGRAW oder KEITH URBAN im CD-Rack stehen hat, kann sich die Investition in „Back To Tennessee“ bedenkenlos sparen. Es gibt auf diesem Album nichts, was diese Mainstream-Ikonen nicht schon überzeugender auf Tonträger gebannt hätten. Ich möchte richtig verstanden werden: Es ist nicht so, dass die Songs nicht schön produziert worden wären. Da hat Mark Bright, der für Country-Superstars wie die BLACKHAWKs oder RASCAL FLATTS arbeitet, ganze Arbeit geleistet. Sehr gefällig und glatt flutscht die County-Kost in die Gehörgänge … und genauso schnell ist sie wieder draußen. Kaum ein Song der über Widerhaken verfügen würde, um sich festzusetzen. Selbst wenn drauflos gerockt wird wie auf „Thrillbilly“ oder „Love Is The Lesson“, der zündende Funke fehlt.
Wie man’s besser macht, hat gerade JASON ALDEAN, dessen neues Album wir bald besprechen werden, eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Dieser hat mit charaktervollen, kernigen Songs gerade ein kleines Meisterwerk abgeliefert. Cyrus wagt stattdessen nichts und bringt das gewohnte Country-Einerlei aus etwas old-school Country, schmalzigen Balladen und abgestandenem Rock. Stilsichere Hooklines hat er gewählt, aber eben nix wirklich neues gewagt. Anspieltipps? Fehlanzeige.
Den Vogel schießt allerdings der Bonus-Track „Butterfly Fly Away“, gemeinsam mit Töchterchen Miley gesungen, ab. Dieser triefende Schmalz trifft genau den Nerv der US-Mainstream-Radios und genauso treffsicher mein Schmerzzentrum im Rest-Hirn. Da bin ich herzlich dankbar, dass mir nicht die Digipack-Edition vorliegt, die noch zwei weitere Bonus-Tracks zu bieten hat.
FAZIT: Country-Fans werden womöglich begeistert von „Back To Tennessee“ sein. Wer dagegen kernigen Country-ROCK hören möchte, wird bitter enttäuscht. Sorry Mr. Cyrus, die „Musik“ im Country-Rock spielt derzeit ganz woanders: bspw. bei JASON ALDEAN oder der ELI YOUNG BAND, bei CROSS CANADIAN RAGWEED oder SHOOTER JENNINGS.
Was soll’s … „Back To Tennessee“ wird sich in den US blendend verkaufen und auch die deutschen Country-Fans werden sich nicht zweimal bitten lassen. Wir wissen seit Helmut Kohl, dass wichtig ist, was hinten ’rauskommt – ein dickes Bankkonto für BILLY RAY CYRUS allemal….
Erschienen auf www.musikreviews.de am 21.04.2009
Billy Ray Cyrus, Miley Cyrus (auf # 12)
…mit einer Vielzahl verschiedener Studiomusiker
Walt Disney Records
46:30
11.04.2009