Psst, ja du da, ja der mit der großen Sludge Metal-Sammlung. Ich will dir ein Geheimnis verraten. In Hartford, Conneticut gibt es seit Anfang der Neunziger eine Band namens CABLE, deren neuestes Release hervorragend in deine Sammlung passen würde. Aber das bleibt unter uns, klar?
Es ist schon erstaunlich, dass es eine Band schafft in 15 Jahren ihres Bestehens und nach mehr als 10 Outputs in Europa nahezu unbekannt zu sein. Eine reife Leistung, aber mit 8-maliger Bandauflösung und Re-Union und fehlender Bühnenpräsenz hierzulande durchaus zu bewerkstelligen. Wird nun „The Failed Convict“ daran etwas ändern?
Ich hoffe schon, muss gleichzeitig aber leichte Zweifel anmelden, da sich die 13 Songs nicht sofort erschließen, sondern ihre Zeit brauchen, um die volle Wirkung zu entfalten. Im ersten Moment wird der Hörer von der Heavyness CABLEs erschlagen, im nächsten vom ewig gleichen zähen Midtempo gelangweilt, und erst im übernächsten vielleicht doch noch vom insgesamt sehr stimmigen Gesamtbild überzeugt, aber bis dahin ist es ein langer und steiniger Weg.
Der Opener „Jim's Dream“ eröffnet mit Klängen, die an Ennio Moriccone erinnern, den düsteren Reigen und stellt die Hauptperson des Albums vor. Schon hier deutet sich die Heavyness CABLEs an, die im folgenden „Gun Metal Grey“ erstmals zu voller Entfaltung kommt und sich konsequent durch das ganze Album zieht. Dabei bedient man sich aber nicht der Stoner-Variante sondern eher einer an die Urgesteine NEUROSIS adaptierten Schwere, CABLE sind aber im direkten Vergleich fließender und weniger sperrig, quasi die „Light“-Version. Die Gitarrenarbeit ist durchweg rifforientiert, aber im Zusammenspiel melodisch, die Rhythmussektion tight und berechtigterweise öfters in die erste Reihe gerückt und Sänger Peter Farris verleiht Ausbrecher Jim mit seiner rauen erdigen Stimme ein passendes Gesicht. Auch wenn durchgehend nahezu stoisch Midtempo gehalten wird, haben CABLE auf ausreichend Abwechslung geachtet und durch geschickt in den Vordergrund drängende Backgroundgesänge, wie bei „Be The Wolf“ oder „Psalm Sunday“, oder das sehr ruhige balladeske „Outside Abilene“ Betonungen und Höhepunkte gesetzt.
„The Failed Convict“ ist ein Konzeptalbum, das sich um die Flucht des Häftlings Jim aus dem Gefängnis und letztendlich die Ermordung einer gewissen Mary Lou dreht, deren Hintergründe allerdings unklar bleiben. Peter Farris erzählt aber nicht in Häppchentechnik, sondern folgt einem Storyboard eines Films, der sich problemlos zu dem Album drehen ließe. Hier greift inhaltlich Song in Song und die drückende Schwere, die die Musik auslebt, passt wie die Faust aufs Auge desjenigen, der sich Jim zu sehr nähert. Die Grundstimmung des Albums könnte durchaus pathetisch als erdig oder blutig bezeichnet werden, sehr passend hierzu auch die natürliche und absolut transparente Produktion ohne Hochglanzattitüde.
FAZIT: Ich habe dieses Review wochenlang vor mit her geschoben, in denen sich mir immer mehr das stimmige Bild von „The Failed Convict“ erschlossen hat. CABLE haben hier keine Hitplatte abgeliefert, aber ein Kunstwerk geschaffen, das durchaus auch in einigen Monaten noch Bestand haben dürfte. Dieses erdige Monster von Album sollte der Band auch in Europa einige neue Anhänger verschaffen. Großes Kino.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 05.11.2009
Randy Larsen
Peter Farris, Randy Larsen, Bernie Romanowski
Bernie Romanowski, Chris Fischkelta
Victor Szalaj
The End Records
49:13
06.11.2009