Zurück

Reviews

Callisto: Providence

Stil: Postcore / Progressive

Cover: Callisto: Providence

Der Schreiber dieser Zeilen kann den Werdegang CALLISTOs von allerersten Gehversuchen im Metalcore zu progressiveren Tönen aus Gründen der Unkenntnis älterer Veröffentlichungen der Band leider nicht nachvollziehen und kommentieren. Sicher ist es aber nicht schlecht, ein Album losgelöst aus dem Band-Kontext anzugehen. Eingefleischte Fans der Band sollen ihre eigenen Schlüsse aus dieser Rezension ziehen.

Im Gegensatz zu vielen anderen finnischen Landeskollegen, die allesamt spieltechnisch versiert sind, aber zumeist ziemlich gleichtönend ihre Musik zum Besten geben, haben CALLISTO durchaus ein eigenes Gesicht vorzuweisen. „Providence“, das vierte Album der Band, bietet einen eigentümlichen Mix, der sich nach oberflächlichen Hördurchläufen noch nicht recht erschließen mag. Erst nach und nach findet der Hörer Gefallen: Die Grundstimmung des Albums ist gedämpft und melancholisch, die Songs treiben in doomiger Zeitverzögerung wie gemächlich rollende Wellenberge eines riesigen Ozeans. Der fließende Charakter der Musik wird durch zerrende Drone-Passagen verstärkt, die kontrastiert werden von Momenten meditativer Ruhe, in denen die Gitarren bluesige Leads von ihren Saiten perlen lassen. Tief unter der Wasseroberfläche bricht immer wieder der schroffe Meeresboden auf, so dass Druckwellen aus der Tiefe sich Bahn brechen in Form von verlangsamten Hardcore-Gitarren und dazu passenden rauen Schreien und Growls. Gesanglich wird sonst überwiegend nicht die brutale Schiene gefahren: Die Gesangslinien schwelgen in Moll, fließen klar und beinahe strukturlos durch die Stücke, weben verträumte Stimmungscollagen. Hin und wieder gleitet „Providence“ in eine gewisse Eintönigkeit ab, bevor z.B. durch einen rhythmischen Trick plötzlich Fahrt und Härte aufgenommen wird oder verlorene Blechbläser sich in Einsamkeit ihren Blues hingeben. Bei einigen schrägen Klangkonstrukten klingen verzerrte, zitternd angehaltene Gitarrentöne wie der Twin-Peaks-Soundtrack auf Postcore…

FAZIT: Sicher nicht jedermanns Sache ist diese melancholische, teils längliche Doom-Drone-Postcore-Scheibe, die ergänzt wird durch rhythmisch verspielten Alternative Prog und einer nicht unbeachtlichen Dosis gewollter Stasis, die durch brutale Auswüchse aufgebrochen wird. Freunde stimmungsvoller Musik hören hier Probe – ebenfalls Alternative-Progger und NEUROSIS-Fans.

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 10.03.2009

Tracklist

  1. In Session
  2. Rule the Blood
  3. Covenant Colours
  4. Eastern Era
  5. New Canaan
  6. Stasis
  7. Where the Spirits Tread
  8. Dead Weight
  9. Drying Mouths (in a Gasping Land)
  10. Providence

Besetzung

  • Bass

    Juho Niemelä

  • Gesang

    Jani Ala-Hukkala

  • Gitarre

    Johannes Nygård, Markus Myllykangas

  • Keys

    Arto Karvonen

  • Schlagzeug

    Ariel Björklund

Sonstiges

  • Label

    Fullstream Records / PIAS

  • Spieldauer

    68:24

  • Erscheinungsdatum

    27.03.2009

© Musikreviews.de