Henning Pauly hat hier Hand an die Produktion gelegt, doch statt Melodic- oder Progrock spielen CHANGE OF IDEAS glattgebügelten "Power-(?)Punk", der deutsche Krankheitssymptome trägt - zwar nicht verkrampften Humor, doch dafür angesichts der "Sauberkeit" der Protagonisten unglaubwürdige Parolen, deren hier tausend und erstes Auftreten sie nur noch abgeschmackter erscheinen lässt - wen erschrecken derlei Phrasen und Flüche heute noch?
Da klingen die zischenden Becken schlimmer als ein mit Fucks und Aufforderungen zum Dicksucken versautes "Love Thy Neighbour", dessen Singer-Songwriter-Gestus per se herzlich ist, die Gruppe jedoch stark ins Alternative-Niemandsland drückt. Dies bedeutet: CHANGE OF IDEAS bedienen recht kompetent alles und jeden Geschmack für Rockmusik diesseits der Extreme. Mit Punk ist es folglich nicht weit hin - nur spulen die Musiker ihre Formatsongs derart unaufgeregt und nach Standardanforderungen ab, dass man nichts als darüber hinweg hören kann. Dass gerade erwähntes stimmorientierte und akustisch dominierte Stück eines der schönsten ist, sollte der Band zu denken geben. Die Sprechvocals im darauffolgenden "World Patriot" nerven hingegen mehr, als die Vielzahl der einfach nur (zu) netten Uptempo-Lieder, die den Message-Finger auf allgemein als Probleme abgenickte Wunden legen.
So stößt man nirgends an, hat aber für den kommerziellen Erfolg noch zu viel Biederkeit im Programm, die man entweder als landestypisch oder noch nicht professionell genug ansehen kann. Musikalisch ist alles lotrecht, doch mitreißen möchten CHANGE OF IDEAS nicht - ein wichtiges Kriterium, wenn der Sound schon unoriginell ist.
FAZIT: Poppiger Punk mit kleinen Ausuferungen in andere Konsensgebiete steht auf dem Plan. Bis auf den Schlagzeugsound wurde amtlich produziert, das Spiel ist amtlich, und die Mitglieder machten sicherlich auch im Beamtenberuf eine gute Figur. Bei soviel Ordnung darf die Frage gestellt sein, wie nötig ein weiteres willkürlich ausgefülltes Formblatt im überquellenden Aktenschrank zur Befindlichkeit Deutschrock mit englischen Texten 2008 ist.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.01.2009
Leonard
Marc, Ronny, Leonard
Ronny, Fabian
Rüdiger
Independent
48:41
14.11.2008