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Chris Cacavas: Love’s Been Discontinued

Stil: Smooth Psychedelic Americana Alternative Rock

Cover: Chris Cacavas: Love’s Been Discontinued

Gut fünf Jahre nach dem Vorgänger „Self Taut“ veröffentlicht CHRIS CACAVAS sein neues Album. Ob es daran liegt, dass CACAVAS seit einiger Zeit in Karlsbad-Reichenbach bei Karlsruhe lebt – der Liebe wegen -, „Love’s Been Discontinued” ist sein bislang am weitesten vom Americana-Sound entferntes Werk. Nicht, dass CACAVAS seine Wurzeln komplett verleugnet, er verpackt sie nur in neue Zusammenhänge. Statt pointierter Orgel und prallen Klavierpassagen, breiten sich die Keyboards jetzt im Hintergrund aus. Und das ist wörtlich gemeint. Während vorne die Gitarren herrschen, werden im Rückraum breite Keyboardflächen angelegt, manchmal pluckern Synthesizer geradezu elektrowavig vor sich hin.

Doch keine Bange, CACAVAS ist weder zum Krautrock noch Techno konvertiert, seine Musik segelt immer noch unter dem Banner melancholischen Alternativ-Rocks. Aber sie klingt weicher als früher, hat einen leicht psychedelischen Anstrich, während Country-Einflüsse fast völlig verschwunden sind. Kennzeichnend ist auch immer noch seine brüchige Stimme, die Songs eher haucht, als vollmundig singt. Der oft herangezogene Vergleich mit Neil Young haut bis auf wenige Momente ebenfalls nicht mehr hin. CHRIS CACAVAS ist intimer geworden, ohne an Gehalt zu verlieren. Seine Balladen in Moll biedern sich nicht dem Massengeschmack an und besitzen genügend Ecken und Kanten, um auch längerfristig ihren Reiz auszuüben.

Manchmal wird das Tempo forciert („Loving Tree“, „I Bow Down“), doch die Anflüge von Härte zerstören die wehmütige Stimmung des Albums nicht, erweitern das klangliche Spektrum aber um spannende Nuancen. Genauso wie Vicki Browns Violinenspiel, das sich nahtlos ins musikalische Geschehen einfügt.

FAZIT: Der Herbst bricht an. Und hat seinen Minnesänger gefunden. CHRIS CACAVAS hat mit „Love’s Been Discontinued“ sein bisher innigstes Album aufgenommen. Von fragiler Schönheit, liefert es Balsam für Kopf und Seele. Selbst die schnelleren Songs lassen die Füße baumeln; auch wenn sich gelegentlich Dunkelheit ausbreitet („Who’s Your Whore“, „I Bow Down“) bleibt die Stimmung lasziv, geprägt von der Sehnsucht nach Freundschaft, Liebe, Nähe.

Ein Album voller Songs wie Herbstlaub, das bunt funkelnd im Abendlicht tanzt; manchmal frischt der Wind auf, und mit dem Laub fallen Äste, landen gelegentlich im Genick. Nicht so fest, dass es bricht, doch zum Nachdenken über vergangenen, gegenwärtigen und kommenden Schmerz regt es allemal an. Aber beruhigend(?): „the world’s a mess, (all light turns green), your head’s alright, (all light turns green)”. Hoffnung wächst.

Bereits jetzt zu beziehen über www.bluerose.de

Punkte: 12/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.09.2009

Tracklist

  1. Other Side
  2. Let Me Hear
  3. Angel
  4. Tenderly
  5. Tell Me Verything
  6. All That Air
  7. Loving Tree
  8. Who's Your Whore?
  9. Follow Me
  10. I Bow Down
  11. World's A Mess
  12. Wash Those Fears Away

Besetzung

  • Bass

    Filippo Costanza

  • Gesang

    Chris Cacavas, Chris Cacavas

  • Gitarre

    Chris Cacavas

  • Keys

    Chris Cacavas

  • Schlagzeug

    Wieland Rochel

  • Sonstiges

    Vicki Brown (violin), Kai Niedernberg (congas, perc.)

Sonstiges

  • Label

    Blue Rose Records

  • Spieldauer

    51:11

  • Erscheinungsdatum

    25.09.2009

© Musikreviews.de