DARKNESS BY OATH - ein Name, so verräterisch wie die quelleigene, in beschworene Düsternis getunkte Musik, die ihm unterliegt. Nichts könnte schließlich ursprünglicher sein als die Dunkelheit. Echter. Ehrlicher. Wirklicher.
Wer dem Melodic Death Metal verfallen ist und sich gerne an seine Anfänge erinnert, könnte mit “Fear Yourself” womöglich eine schöne Zeitreise erleben. Südeuropäer sind es zwar und nicht etwa skandinavische Nordlichter, die dann für den nostalgischen Trip verantwortlich wären, doch dem legendären Gothenburg Sound, der Mutter aller Anfänge, sind die Spanier mit Haut und Haar verschrieben. Nicht umsonst lässt sich die heilige Dreifaltigkeit mit Leichtigkeit aus dem Sound entnehmen: DARK TRANQUILLITY, IN FLAMES und allen voran AT THE GATES sind überpräsent. Da macht die Band auch gar keinen Hehl draus: Die schwedischen Death Metal-Helden sind Inspirationsquelle Nr. 1.
In der musikalischen Entwicklungsgeschichte bringt uns das leider einen evolutionstechnischen Rückschritt par Excellence ein. Nicht nur klingen DARKNESS BY OATH einfach wie AT THE GATES, sie klingen wie ein AT THE GATES-Rumpf. Die Basis ist vorhanden, exakt, ja nahezu penibel wird sie nachgezeichnet. Allein fehlen die Schnörkel. Jenes Schaffen des Künstlers, das ihm eine eigene Handschrift verpasst. “Fear Yorself” ähnelt einem Schwall unverdünnter, ätzend-bitterer Säure, der im Double Bass-Takt zum Abschluss gepeitscht wird. Gesungen wird ausschließlich in aggressiven, mittelhohen Growls und zwei Gitarrenspuren sorgen für einen doomigen Einschlag, der ein “alles ist so hoffnungslos düster”-Gefühl erzeugt. Das muss zunächst mal nicht verkehrt sein, kann sogar eine vielversprechende Grundzutat sein - aber ein trockenes Brötchen will zumindest mit saftigem Belag versehen sein.
Für die Butter auf dem Brot sorgen allenfalls kleinere Momente wie der Beginn von “Kingdom of Denial”, der sich dadurch heraushebt, dass sein atmosphärischer Auftakt Erinnerungen an die Postmetaller NEUROSIS weckt, ebenso wie “New Dawn” dank leichten ISIS-Einschlags in der Gitarrenarbeit im gleichen musikalischen Fach wildert.
Viel zu selten erlebt man jedoch derartige Abwechslung. So wirkt “Fear Yourself” dadurch zwar kompromisslos hart. Man merkt einfach, dass die Jungs wussten, was sie wollten und es ohne Rücksicht auf Verluste durchgesetzt haben. Aber - so hart das klingen mag - es handelt sich irgendwo nicht wirklich um ein fertiges Album. “Fear Yourself” zu kaufen ist so, wie einen Ikea-Schrank zu erwerben, dem die Türen fehlen. Den türenlosen Schrank mag man als Kunst für sich begreifen, dem Pragmatiker fehlt aber was. Etwas, von dem man sagen könnte: DAS ist unverwechselbar der Sound von DARKNESS BY OATH.
FAZIT: In die eigenen Gothenburg-Wurzeln verliebtes Melodic (naja, so viel Melodie steckt nicht drin) Death Metal-Album, das sich leider mehr damit auseinandersetzt, dass die AT THE GATES-Reminiszenzen authentisch genug sind, darüber hinaus aber vergisst, einen eigenen Stil zu kreieren. Geboten wird letztendlich solides Basismaterial, das in der Rohform, in der es als fertiges Album feilgeboten wird, noch lange nicht genug Identität besitzt, um überzeugen zu können. Immerhin bleibt für einen eventuellen Nachfolger die berechtigte Hoffnung, bisherige Leistungen noch übertrumpfen zu können, denn die Ansätze sind einerseits da und “Fear Yourself” hat andererseits die Messlatte nun nicht gerade allzu hoch angesetzt.
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.03.2009
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