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Das Kammerspiel: Wege

Stil: Avantgarde Black Metal

Cover: Das Kammerspiel: Wege

DAS KAMMERSPIEL ist das aktuelle Projekt des GRABNEBELFÜRSTEN-Sängers Dirk Rehfus, der gleichzeitig auch Besitzer des kleinen Labels Lost Souls Graveyard ist. Der Multiinstrumentalist hat auf seinem dritten Album "Wege" nicht nur alle Instrumente selbst eingespielt, sondern es auch in seinem kleinen Heimstudio selbst aufgenommen. Dafür ist der Sound des Albums sogar recht ordentlich geraten.

An der Produktion liegt es jedenfalls nicht, wenn man zunächst Schwierigkeiten hat, die "Wege" mitzugehen. Denn Dirk macht mit DAS KAMMERSPIEL sehr extravagante, ambitionierte Musik, die manch einer sicherlich auch als überambitioniert empfinden wird. Das Fundament ist zwar Black Metal, doch mit seltsam anmutenden Tonfolgen und Melodien, vielen Ambientpassagen mit ungewöhnlichen Keyboardsounds und sogar einigen Swing- und Jazz-Einflüssen dürfte diese Mischung nicht wenige Hörer zunächst überforden. Hinzu kommt der teilweise gewöhnungsbedürftige Gesang. Das schwarzmetallische Geschrei bleibt im Genrerahmen, doch der ausdrucksstarke Klargesang ist ein Fall für sich. Ganz entfernt erinnert mich Dirk da an Eugen Balanskat, den Sänger der Berliner Deutschpunks DIE SKEPTIKER.

Unter den sechts Tracks findet sich zunächst das Intro "Spurwechsel" und an vierter Position ein Zwischenspiel namens "Und selbst das Meer...", welches nur aus Rauschen desselbigen besteht. Das fast zehnminütige "Sekundenschlaf" (interessanter Widerspruch übrigens) zeigt die Sperrigkeit der Musik von DAS KAMMERSPIEL bereits in voller Breite auf, für Aufsehen sorgt in diesem Stück besonders die jazzige Passage. "Mein Universum" wirkt insgesamt zugänglicher und gemäßigter, ist recht melodisch, bietet einen sehr guten Black Metal-Part und angenehme Melancholie. Damit ist es das beste Stück auf "Wege". "Wasserthron" ist ein durchweg rauer Track, der zwischendurch mit einem sehr schönen Pianopart aufwartet.

FAZIT: Das dritte Album von DAS KAMMERSPIEL hat alles andere als leichte Kost zu bieten. Die grundsätzlich sperrigen Songs sind durchsetzt mit Parts, die immer wieder aufhorchen lassen und solchen, die einem riesige Fragezeichen vors geistige Auge malen. Nicht, weil sie so komplex oder frickelig sind, sondern weil sie einfach so anders, herausfordernd und völlig ungewohnt sind. Seltsame Musik für seltsame Menschen. Was ja nicht schlechtes ist, im Gegenteil. Musiker mit einer außergewöhnlichen Vision gibt es heutzutage eh viel zu selten.

Punkte: 10/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 24.12.2009

Tracklist

  1. Spurwechsel
  2. Sekundenschlaf
  3. Mein Universum
  4. Und selbst das Meer...
  5. Wasserthron
  6. Wege

Besetzung

Sonstiges

  • Label

    Lost Souls Graveyard

  • Spieldauer

    39:39

  • Erscheinungsdatum

    09.12.2009

© Musikreviews.de