„Flags“ macht da weiter, wo das hervorragende Debüt „Airplanes“ aus dem Jahr 2007 aufhörte. Melancholischer Gitarren-Rock, der seine wogenden Wurzeln in den 80ern hat, sie aber ohne nostalgische Verklärung ins Hier und Jetzt transportiert. Die DEAD GUITARS zelebrieren eine nahezu perfekte Form der Langsamkeit, ohne in aseptischem Schönklang, Schwulst oder Eintönigkeit zu erstarren. Manchmal zieht das Tempo an und auch das steht der Band gut zu Gesicht, wie bereits der starke Einstieg „Pristine“ belegt, der zudem von THE MISSIONs Mark Gemini Thwaite an der Gitarre begleitet wird. Neben Thwaite treten noch die Bandkollegen Rich Vernon und Wayne Hussey auf. Ein besonderes Element bringt Markus Türk (u.a. FAMILY 5, FEHLFARBEN, DIE ÄRZTE) ein, dessen Trompeten- und Posaunenspiel den Sound der DEAD GUITARS äußerst stimmig erweitert. Dazu gesellen sich noch Georg Sehrbrock und Michael von Hehl (der zusammen mit Drummer Patrick Schmitz den PLEXIPHONES angehört, deren Album-Debüt wir gespannt erwarten), die die Band (wie Türk ebenfalls) bereits live unterstützten.
„Flags“ erweist sich als Fundgrube ergreifender Melodien, die gerne in wiegende psychedelische Sphären driften, ohne zu zerfasern. Zum Ausgleich gibt es zupackende gitarrenlastige Songs, die am ehesten an die Vergangenheit van Puttens und seiner Kollegen erinnern (THE CONVENT, WHITE ROSE TRANSMISSION, TWELVE DRUMMERS DRUMMING). Neben dem erwähnten „Pristine“ noch „Slowdown“ und tendenziell „Miss America“. Von Metal oder postrockenden Soundwällen sind die Songs allerdings meilenweit entfernt. In den beiden ausufernden Schlusstracks wird zu guter Letzt mit atmosphärischen Ambientklängen aufgewartet. Für Abwechslung ist also gesorgt, sogar unerwartete stellt sich mit einem Grinsen ein, klingt doch der Harmonica-Einstieg von „Miss America“ wie eine Hommage an SUPERTRAMPs „School“, bevor sich der Song in gänzlich andere Richtung weiter entwickelt.
FAZIT: Die DEAD GUITARS haben eine eigene Stimme, und die klingt verdammt gut. Abseits aller Moden und nostalgischen Beweihräucherungen statuieren sie sich als Band, die die eigene musikalische Historie mit einbezieht und daraus etwas Neues, Eigenständiges schafft. Traumhafte Musik in einem ideen- und variationsreichen Schwebezustand, die zu Herzen geht und den Kopf nicht beleidigt. Ein mehr als würdiger Nachfolger der bereits hoch fliegenden „Airplanes“. Ganz dicke Kaufempfehlung
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.05.2009
Sven Olaf Dirks, Rich Vernon
Carlo van Putten, Wayne Hussey
Ralph Aussem, Pete Brough (ac.)
Ralph Aussem, Georg Sehrbrock
Patrick Schmitz
Markus Türk, Michael von Hehl
NEO/SONY
67:50
05.06.2009