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Deep Green Sunset: Nova°

Stil: Crossover / Alternative Rock

Cover: Deep Green Sunset: Nova°

Ihre “Hooks” sind “catchy”, ihre “Beats” sind “groovy”, aber ihre Sprache ist deutsch. Sieht man mal vom Bandnamen ab. Also zumindest manchmal. In drei von elf Fällen, um genau zu sein. DEEP GREEN SUNSET und ihr neues Album “Nova°”, Ladies and Gentlemen!

Als es erscheint, blickt die deutsche Band auf zehn gemeinsame Jahre zurück. Die Zeit ist reif, auf das Hellstrahlen des Sterns hinzuweisen, der ihre Zusammenarbeit repräsentiert. Und wenn auch nur für sich selbst.

Ob das dritte Album (die Zahl 3, das Miststück, vor dem jede Band einen Riesenbammel hat) nun wirklich - Zitat aus dem Booklet - “ein besonders heller Moment zwischen Vergangenheit und Zukunft” geworden ist (so wenigstens wird die “Nova” hier definiert), sei mal dahingestellt, weil das wohl einfach eine Frage der Relativität ist. De facto gibt es akustischen Müll, gegen den “Nova°” wie reinste Poesie erscheinen muss, und Meisterwerke gibt es auch, gegen deren Glanz dieselbe Scheibe schier bedeutungslos ist. Damit kommen wir der Intention von DEEP GREEN SUNSET wohl auch schon recht nahe. Wen interessieren die anderen, wir, WIR haben für uns einen Stern zur Explosion gebracht. Wir, die tiefgrünen Sonnenuntergänge.

In Anbetracht der ins Philosophische abgleitenden Booklet-Einleitungserklärung nimmt sich das darauf folgende Album angenehm unernst und hat damit schon mal Sympathiepunkte für sich verbucht. Natürlich, blöde Songs über die negativen Seiten eines Rockstarlebens (“Help Me”) braucht nun wirklich keiner mehr, auch Songs über das Arschhochkriegen (“Dein Leben”, “Morgen”) haben immer was von einem erhobenen Zeigefinger. Dann aber gibt’s ja noch so schnieke Dinger wie eine Liebeserklärung an des Deutschen liebstes Gebräu, das Bier (“Anthem”), metaphorische Vorschlagbolzen (“Hurricane”) und die Poesie der Leere (“Alles was bleibt”) - eine so ziemlich alles abdeckende Mischung, die ja nun wirklich keine Wünsche mehr offen lässt - oder?

Stilistisch machen die Herren bei den unterschiedlichen Themen keine Unterschiede - alle Songs sind von identischem Pacing geprägt. In dem Tempo, mit dem “Here We Are” eröffnet, blödelt “Anthem” aus. Griffige Crossover-Hooks markieren jeweils die Stelle X und erinnern immer wieder an die H-BLOCKX, insbesondere an deren Debüt “Time To Move”, manchmal auch an die DONOTS, mit denen es sogar schon auf Tour ging. Auch wenn man hier und da vernimmt, die Crossover-Anteile seien gegenüber den vorherigen Alben zurückgenommen worden. Tatsächlich neutralisiert zumindest Dennis Köhlers Deutschrock-Organ die Einflüsse teilweise.

Verstanden wissen will man sich als “Stage Rock”, was nicht gerade die verkehrteste Bezeichnung für die Musik von DGS ist. Sie klingt ideenreich, aber reichlich unfertig (besonders Köhlers Gesang sowie die Chöre, die wichtige Passagen nochmal mit Nachdruck betonen), so als warte sie darauf, in der einzigen Form vorgetragen zu werden, die zählt: live. Die bescheidene Produktion der CD würde das auch noch erklären. Praktisch!

FAZIT: Nicht gerade der Weisheit letzter Spruch, aber das wissen DEEP GREEN SUNSET auch selbst. “Nova°” klingt so, als wolle es reines Übungsmaterial sein, damit die Käufer letztlich auf den Konzerten die Songs zahlreich mitgröhlen können. Der Heimbenutzungseffekt der Platte liegt praktisch bei Null, aber was macht das schon, wenn man auch On Stage abrocken kann - mal auf englisch, mal auf deutsch. Kauft euch die Anleitung - kauft “Nova°”!

Punkte: 7/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 18.03.2009

Tracklist

  1. Here We Are
  2. Alles Was Bleibt
  3. Cuts
  4. Dein Leben
  5. Faith
  6. Hurricane
  7. Make A Stand
  8. Morgen
  9. Opposites
  10. Help Me
  11. Anthem

Besetzung

  • Bass

    Christoph Bastian

  • Gesang

    Dennis Köhler (Lead Vocals), Christoph Fröhlich, Sven Laubersheimer, Christoph Bastian (Backing Vocals)

  • Gitarre

    Christoph Fröhlich, Sven Laubersheimer

  • Schlagzeug

    Markus Ernst

Sonstiges

  • Label

    Green Arts

  • Spieldauer

    45:00

  • Erscheinungsdatum

    18.10.2008

© Musikreviews.de