Eine Mischung aus NDH, Gothic und Metal versprechen Artwork und Songtitel. Vollkommen falsch liegt man damit nicht, doch entzieht sich EIGENSINN einer klaren Kategorisierung. Außergewöhnlich mit orientalischen Klangfärbungen eröffnet „Kraft“ das Album. Herausstechend ist dabei die Stimme von Nemesis, die nicht als 08/15-Trällerelfe als Mikrofon-Zierde fungiert, sondern mit Herzblut und Aggression ihre Gefühle herausbrüllt, die Songs dabei wahrhaft durchlebt. Die ersten Songs des Albums sind harte, treibende Rock-Nummern mit Metal-Schlagseite, die Live den Laden zum Kochen bringen dürften. Melodie und Gesang haben Wiedererkennungswert, was ein Kompliment ist, das sich auch ein großer Teil etablierter Bands nicht ans Revers heften darf.
Doch was passiert dann? Ein seltsamer Bruch geht durch das Album. Uninspirierte Riffs treffen auf ödes Drumming, die Instrumente sind bloß noch durchschnittliche Rhythmusgeber, während das Songwriting ins Vorhersehbare abdriftet. Nervig sind auch die platten Reime, albern wirkt der klischeehafte Wortschatz der Texte, die dank konsequenter Nutzung der deutschen Sprache besonders stark auffallen. Die Songs rauschen am Ohr vorbei, bewegen sich durch’s Niemandsland der Beliebigkeit. „Die Wahrheit“ verkommt plötzlich zu einem gesichtslosen Rock-Album, das außer einem angenehm organischen Sound nicht mehr viel zu bieten hat. Sehr schade…
FAZIT: Zwischen hartem Deutsch-Rock, Metal, Gothic und Alternative pendeln EIGENSINN und legen nach einem starken Beginn leider eine Bauchlandung hin. Das deutsche Quartett zeigt auf den ersten Tracks, dass es durchaus in der Lage ist, mitreißende Rock-Songs mit eigenem Sound zu erschaffen, doch geht der Band schon nach kurzer Zeit die Luft aus. Trotz allem ist „Die Wahrheit“ aufgrund der außergewöhnlichen Stimme von Nemesis und der ersten vier Songs vielleicht doch einen Hördurchlauf wert.
Punkte: 6/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.05.2009
Pat Mc Bazz
Nemesis
Hol2y
Maschine!
Echozone
58:44
22.05.2009