Gesangsstil und melodiöse Riffs glätten die metallischen Kanten der Stilistik immer mehr. EMERGENCY GATEs dritte Scheibe heftet sich den Verdienst an die Plastikkutte, nicht deutsch zu klingen. Ansonsten?
Aufgesetzte klare Vocals fallen analog zum heiseren Einerlei unangenehm auf, entsprechen aber nur dem musikalischen Pastiche, das "Rewake" letzlich ist: Hochmoderner, künstlicher Klang mit harten Gitarren, der mehr New Metal ist als die Musik, die eigentlich mit diesem Titel bezeichnet wurde oder wird. "Gold and Glass" ist das Paradebeispiel zur Beschreibung der aktuellen Befindlichkeits-Schieflage - Pianoarpeggien und synthetische Tanzflächen, sinnfreier Schwelge-Schwachsinn, künstlich mit Emotionen aufgebauscht... Pop-Metal am Techno-Rand, jenem Teil des Tellers, der längst zum Zentrum des szeneinternen Musst-du-kennen geworden ist. Hier liegen die Fleischbällchen, wenn auch in einer Instantbrühe mit viel zu viel Zucker statt Salz. Wie erwähnt, hat Skandinavien dem Hörer diese Suppe eingebrockt.
Das Ausland zieht nach, und statt weiterhin mit Kanonen auf diesen deutschen Spatz zu schießen, sei EMERGENCY GATE Professionalität und Hit-Talent bescheinigt. Ohne Zynismus: sie könnten es weit bringen, hätten sie nicht mit einer gleichwohl noch jungen Ahnentafel zu hadern. Massengeschmackvoll kann man diesen Sound nennen, ebenso wie das Wort Zeitgeist in einigen Jahren (Monaten? Wochen?) zur Sprache kommen wird, sollte man EMERGENCY GATE dann noch auf dem Schirm haben... Produkt, Kitscherzeugnis, Ware, zu spät gesoilworkt, gesonicsyndicated... ausgebodomt. Die Ballade "Remains" macht diesen Thronanwärtern auf zukünftigen Datenmüllkippen die Ekelkrone nicht abspenstig.
FAZIT: Warte mal, die muss ich noch irgendwo auf meiner Harddisk haben... EMERGENCY GATE sind hochkompetent anämisch und damit in Zeiten von Designerkrankheiten kerngesund. Sind die Betten im hospital of death alle belegt, werden die Musiker allerdings fix von ihrem Drang genesen, Nichtssagendes in Ton und Wort ausdrücken zu müssen. Wie wäre es mit Originalität bei so viel Potential?
Punkte: 5/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.01.2009
Mario Lochert
Matze Kupka
Matze Kupka, Vladi Doose, Udo Simon
Daniel Schmidle, Chris Rybak
Chris Widmann
Silverwolf/SPV
48:30
23.01.2009