Seine Hausaufgaben bezüglich des Zeitgeistes hat Ex-MEGADETH-Basser David Ellefson mit seiner aktuellen Truppe, mit der er neben anderen Aktivitäten seit ca. 5 Jahren zugange ist und bereits das Debüt "A Drug for All Seasons" vorweisen kann, offensichtlich gemacht. Selbst dadurch, dass mit Schlagwerker Jimmy DeGrasso ein alter Gefährte, mit dem er einige Jahre gemeinsam unter Dave Mustaine gedient und danach auch bei KILLING MACHINE zusammen gespielt hat (ebenfalls bekannt durch Dutzend andere Bands, bei denen er getrommelt hat), neuerdings mit im Boot ist, kommen die Einflüsse der eigenen Vergangenheit zumindest oberflächlich nicht sonderlich zum Tragen. Okay, beim melodiös filigranen Einstieg von "No Excuse", das zuerst nach einer Gitarristen-Nummer klingt, und auch später bei diversen anderen Instrumentalparts könnte man auf die alte MEGADETH-Schule schließen, aber in erster Linie orientiert sich der Fünfer deutlich an moderneren Metalsounds, wie sie vor allem in den Staaten (aber nicht nur dort) mächtig angesagt sind und eigentlich schon fest zum Mainstream gehören.
Während ich gerade beim Opener noch spontan an die Jungspunde von AGE OF EVIL denken musste (aber die kennen wohl noch zu Wenige), kommt nicht nur bald auch eine Band wie GODSMACK ("Love Is Dead") in den Sinn, bei der Beschreibung von F5 - blöder Bandname übrigens, der alleine schon durch die Existenz solcher Veteranen wie Q5 einfallslos wirkt - werden mehr noch sehr häufig DISTURBED herangezogen. Und das auch völlig zu Recht, viele Songs wirken doch deutlich durch die Groove-Metaller aus Chicago beeinflusst und bei Nummern wie "Through Hell", "I Am The Taker" oder "Cause For Concern" geht das gar so weit, dass man gar nicht mehr weiß, ob man diese dadurch noch so gut findet, wie man sie eigentlich findet. Selbst der Gesang ist dem von David Draiman nicht unähnlich, wenn auch weniger speziell, da ohne diesen 'gewissen Effekt'. Durch die fast durchgehend rock-melodische Ausrichtung der Refrains und die fließenden Harmonien könnte man "The Reckoning" manches Mal ("Wake Up", "Control") gar in den Nu-Crossover-Rock-Bereich abschieben, wären da nicht die stets brachialen bis versierten Riff-Gitarren, die den Vergangenheits-Thrash eben doch nicht ganz abgelegt haben. Und wenn es dann etwas heftiger wird wie bei "Rank And File", bei dem auch Dale Steele (Ex-SICKSPEED) seine Stimmbänder etwas nachwürzt, könnte darum auch der TRIVIUM-Fan Gefallen an dieser auf die Metal-Charts getrimmten Scheibe finden.
FAZIT: In Sachen angesagter Hartmucke werden sich die altgedienten Köpfe hinter F5 kaum das Mainstream-Etikett verbitten. Neue Erkenntnisse gewinnt man durch "The Reckoning" also nicht, dennoch übt das Album mit seinem stampfenden Groove einen unbestreitbaren Reiz aus - ähnlich (wenn auch auch nicht so intensiv) wie beim anzunehmenden Vorbild eben.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 30.01.2009
David Ellefson
Dale Steele
Steve Conley, John Davis
Jimmy DeGrasso
Silverwolf Productions
41:11
23.01.2009