FJOERGYN machen mittlerweile genau diese Art von Musik, die ziemlich leicht ganz gehörig in die Hose gehen kann. Musikalisch wie textlich soll es anspruchsvoll zugehen, das Intellektuelle wird nach außen gekehrt und heraus kommt dabei eine unhörbare Grütze, die einfach nur künstlich und prätentiös klingt. Zum Glück machen es FJOERGYN auf ihrem dritten Album „Jahreszeiten“ viel besser und steigern sich gegenüber dem Vorgängerwerk „Sade Et Masoch“ ganz beachtlich.
Schön, dass sich FJOERGYN neben die Stühle setzen und nicht bloß vorportionierten Genrequark abdrücken. Handwerklich äußerst kompetent inszenierte orchestrale Passagen tummeln sich zwischen Gothic Metal, symphonischen Black-Metal-Parts, Doom-Passagen, heroischem Liedgut, (wenig) Deutschrock, etwas Rock’n’Roll und sogar dezenten Schlenkern in Post-Rock-Regionen. Die Growls klingen massiver als zuletzt, wobei der Klargesang zunächst gewöhnungsbedürftig ist, aber nach kurzer Einhörzeit sogar Höhepunkte zu setzen vermag.
Vergessen sind die miesen Drumcomputer der Anfangstage, das Schlagzeug tönt wuchtig und die Gitarrenleads punkten mit ein paar echten Zaubermelodien. Der Sechssaiter darf auf „Jahreszeiten“ schon mal zünftig losbraten, was den Live-Auftritten der Band entgegen kommen dürfte. Natürlich produzieren FJOERGYN immer noch ordentlich Pathos – die Band driftet dabei aber nicht ins Peinliche ab. Und wer allergisch gegen Symphonisches ist, sollte um dieses Album sowieso einen Bogen machen.
Die Vertonung der Jahreszeiten ist sicher nicht die originellste Idee, wenngleich derartige Textkonzepte im Vergleich zur tausendsten Drachentöter-Fantasie und Verklärungen nordischer Mythologien beinahe wie die Neuerfindung des Rades anmuten. Nebenbei sind die Texte stilsicher verfasst, ohne aufgeblasen zu wirken.
FAZIT: Irgendwo zwischen DORNENREICH, HELANGÅR und MEGALITH (ohne deren Deutschtümelndes) positionieren sich FJOERGYN mit eigener Note und schrecken zwischen Gothic, Black Metal, Dark Metal und progressiven Folkeinschüben vor wenig zurück. Man achte beispielsweise auf die metallisierte Version von „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ und die beinahe russische Schwermütigkeit im zweiten Drittel von „Jera“. Die „Jahreszeiten“ sind Kopfkino und sicher auch ein wenig Kunst ohne allzu viel Künstlichkeit.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 11.11.2009
Andreas T.
Stephan L.
Stephan L.
Stephan L.
Martin L.
Trollzorn / SMPRECORDS
53:21
27.11.2009