G.O.D., eine Abkürzung für GARDEN OF DELIGHT, ist - oder besser gesagt war - eine deutsche Gothic Rock-Band, die im Underground relativ bekannt geworden ist durch ihre 7-Alben-in-7-Jahren-Serie. Nach einer ersten Auflösung Ende der 90er, einer Reunion und wieder einem Split im Jahre 2007 war es das endgültige Aus für G.O.D.
Moment mal. Man sollte DIESE G.O.D. nicht mit den anderen G.O.D. verwechseln. Unsere hier besprochene Band G.O.D. bezeichnet sich selber nämlich als Celtic Folk-Rock Band, hat innerhalb von zehn Jahren 16 (!) CDs veröffentlicht und pro CD mindestens über zehn Songs draufgepackt. Durchschnittlich kommt man somit auf fast 200 Songs. Genug, um eine Liveshow mit knapp drei Stunden Musik zu füllen.
Es handelt sich dabei um eine deutsche Band und als „Zentrum“ fungiert Gitarrist, Sänger und Frontman Michael M. Jung, der nicht nur alle CDs selbst aufgenommen und produziert hat, sondern auch ein irisches Rockmusical auf die Beine stellte („Finnegan und der Kobold“) und zusammen mit anderen Lehrern und Erziehern die „Cocopelli-Schule“ für Musik, Bildung und gesundes Leben gründete. Ein beachtlicher Brocken an Arbeit, wenn man bedenkt, dass dieser Mann bis heute bereits um die 1.400 Live-Auftritte auf dem Buckel hat und regelmäßig Studio-Alben produziert.
Ein Workaholic, dieser Mann. Deutlich wird dies, wenn man sich der Musik von G.O.D. und dem neuen Album „Celtic Shadows“ widmet. Da sprudelt es in jeder Minute nur so über vor unzähligen Musikstilen, von irischem Folk bis hin zu Ska, Reggea, Rock, Blues, Jazz, Punk, Polka und Pop. Eine gigantische Fülle an Variationen, was auch die erschlagende Spielzeit von 75 Minuten erklärt.
Doch der Hörer sei gewarnt: Man erwarte bitte keine hochkomplexe Fusionierung dieser Stile und schon gar keinen Kunstanspruch in dem Sinne. G.O.D. ist eine Spaß- und Partyband. An eine authentische Pflege irischen und keltischen Volksgutes denkt man sowieso nicht. Natürlich, da packt man die Fiedel aus, da wird von Kobolden und Königen mit kaum verschönigter Raubeinstimme gesungen, doch all dies in einer fast naiven Art und Weise, die jeglicher Ernsthaftigkeit missen lässt.
Wären G.O.D. keine Folkrockband und würden sie sich auch nicht als solche bezeichnen, könnte sich der Hörer (und der Rezensent) viel besser von den „Roots“ lösen und einfach ein Füllhorn an interessanten Songs genießen. Sieht man mal von allzu seicht-banalem ab („1000 Miles“, „I don’t want to loose you“, „Herbert“), gibt es zwischen 16 Liedern eine Handvoll kleiner Highlights zu entdecken. Während der Opener „klassisch“ fidelig vor sich hin geigt, überrascht schon „God and the Crown“ mit interessantem Aufbau, schönem Dulcimer und Gitarrensolo. „King of Rebel“ wird gar funkig, mit leichtem Groove und Bläsern und „Wild Dreams“ rockt in schönster AOR-Manier drauf los. Doch wirklich interessant ist der vorletzte Track „El Ray“, der sich psychedelisch-jazzig in die Gehirnwindungen schleicht und so gar nicht auf das Album passen will.
FAZIT: Wer als Rocker FIDDLERS GREEN als einen Einstieg in irisch-keltisches-Liedgut für sich entdeckt hat, kann ebenso blind nach der neuen G.O.D.-CD „Celtic Shadows“ greifen. Aufblitzende Folkergüsse in abwechslungsreichen Songs, denen es zwar an Konzept und rotem Faden mangelt, aber nett anzuhören sind. Und wer sich als leidenschaftlicher „LARPer“ (Kenner wissen, was ich meine) immer schon mal Stoff für die nächste Saufparty kaufen wollte, ist bei G.O.D. gar nicht mal so falsch. Wer aber tiefer in die Welt der eigentlichen keltischen Kultur eintauchen möchte, sollte besser auf DAN AR BRAZ und Konsorten umsteigen...
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 03.10.2009
Elton Scharf, Dunday, Philipp Zeiss
Michael M. Jung
Michael M. Jung, Sascha Lotz
Alex Golub, Alex Heinz
Dominik Roesch (Geige), Steffen Petry (Flöte), Jens Kempgens (Akkordeon)
DMG / Broken Silence
75:45
31.07.2009