Landschaftsgärtner, Starfriseur, Weltenbummler; das Presse-Info lässt nichts aus, um uns den Iren GORDON REEVES sympathischen Naturburschen und grundehrlichen Liedermacher nahe zu bringen. Wer meint „Liedermacher“ klinge zu miefig und provinziell, kann ihn auch Singer/ Songwriter nennen. Das meint zwar das Gleiche, hört sich aber weltläufiger an. Schließlich ist REEVES weit herum gekommen, von Irland ins australische Outback, nach Sydney, über Neuseeland zurück nach Dublin.
In der Folge entsteht das Album „Live from the living room“, das sich in bescheidenem Rahmen ordentlich verkauft, aber weitgehend unbemerkt bleibt. Ob „The Rising Tide“ für wesentlich mehr Furore sorgen wird, dürfte sich bald herausstellen. Das auffälligste an dem zweiten Werk des rührigen Musikers ist zunächst einmal seine Unauffälligkeit. Ruhig und abgeklärt geht es zu, Reeves zelebriert seine einfachen, aber eindringlichen Songs, ohne hektischer Betriebsamkeit zu verfallen. Ihm genügen die akustische Gitarre, seine kehlige Stimme, die höchst ökonomische Begleitung von Cello, dezenten Keyboards, etwas präsenterem Pianoeinsatz, spartanische Percussion und der gelegentliche Einsatz einer elektrischen Gitarre, um melancholische Lieder von hoher Intensität zu präsentieren.
Hier drängt sich selten etwas auf, im Umfeld zwischen zurückgelehntem Blues, Folk und lässigem Rock gelingen Reeves nachdenkliche Songskizzen, die durchaus Langzeitwirkung besitzen. Wenn es mal etwas zügiger zugeht, wie auf „Please Be“, erinnern Stimme und Musik an die frühen Tage Rod Stewarts, was durchaus als Kompliment gemeint ist.
Mit dem Traditional „The Auld Triangle“, das Reeves ohne Begleitung zum Besten gibt, klingt ein wenig spektakuläres Album sachte und zerbrechlich aus. Beindruckende Leistung, gerade weil „The Rising Tide“ sich gar nicht bemüht zu beeindrucken, sondern in stiller Ruhe und Gelassenheit einfach Wirkung zeigt.
FAZIT: GORDON REEVES gelingt mit “The Rising Tide” ein entspanntes Album, das im besten Sinne traditionell ist. Aus der Ferne grüßen stimmlich der junge Rod Stewart, vor allem aber Bob Dylan; während die milde Musik geradezu nach prasselndem Lagerfeuer verlangt. Dezent und stimmungsvoll, aber keineswegs asketisch instrumentiert, entfaltet das Album seinen spröden Charme, dem man sich gerne hingibt. Bestes Stück ist das flirrende und zupackende „Icebreaker“, der „elektrischste“ Song auf „The Rising Tide“, mit fast schon spacerockigen Qualitäten.
Insgesamt kein Album, das einen mit Macht vom Hocker haut, aber auf stille Weise gefällt.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.04.2009
Frank Scheller
Gordon Reeves
Gordon Reeves, Markus Scheller, Frank Tthiesmann (2)
Blue Sid
Andreas Bohnenkamp
Kathrin Schoene-Meyer, Philipp Gand
Tonetoaster / Alive
38:40
17.04.2009