Eine kurze Zusammenfassung für alle, die seit drei Jahren in einem sensationsfernen Verlies leben:
BLACK SABBATH sind unter dem Namen HEAVEN & HELL zurückgekehrt!
Im Jahre 2006 fügte sich die Besetzung zu Zeiten des Albums „Heaven and Hell“ von 1980 der legendären Doom-Metaller noch einmal zusammen, um für das Nostalgiealbum „The Dio Years“ ein paar neue Songs aufzunehmen. Im Studio bemerkte man, dass die Funken noch nicht erloschen waren und beschloss, auf große Welttournee zu gehen.
Wer eine der Shows der vergangenen Tour miterleben durfte, konnte spüren, dass das Feuer der Altrocker untereinander immer noch heiß brennt und ist wohl kaum verwirrt, dass sie auf ihre alten Tage noch ein brandneues Studioalbum veröffentlichen. „The Devil You Know“ heißt das Werk, das die Hoffnung auf die Reinkarnation eines längst verstorben geglaubten Mythos wieder aufkeimen lässt.
Mit einem düsteren Song beginnt das Album und lässt sogleich die Erinnerung an „Vol. 4“ wach werden. Doch Ronnie James Dio stellt hierbei auch die Sabbath-Fans zufrieden, die sich nie an Ozzys gewöhnungsbedürftige Stimmfarbe gewöhnen konnten. „Atom And Evil“ presst Dio gekonnt ins Mikro und leitet eines der stimmungsunterstreichenden Soli Iommis ein.
Insgesamt ist die Scheibe sehr doomig angehaucht. Hierzu kommen dem aufmerksamen Hörer sofort Klassiker wie „The Sign Of The Southern Cross“ oder gar der Namensgeber der Band „Heaven And Hell“ in den Sinn.
Wer bei diesem Album allerdings auf einen funktionierenden Mischling, bestehend aus der instrumentalen Raffinesse zu Ozzys Zeiten und der Straight-Forward-Philosophie Dios gehofft hat, wird vermutlich enttäuscht. Ständig hat man den Eindruck, Iommi und Dio würden sich gegenseitig in die Schranken verweisen. Hat man bei „Atom And Evil“ und „Bible Black“ noch eindeutig durch Iommi dominierte Titel, drängt sich bei „Double The Pain“ und „Eating The Cannibals“ unverkennbar Dios Einfluss in den Vordergrund. Dass die beiden auch zusammen immer noch gut funktionieren, zeigen Songs wie „Fear“ oder „Follow The Tears“. Butlers Bassspiel ist dabei wie gewohnt kreativ, inklusive den üblichen Spielereien zwischen den Zeilen.
Bei den hauptsächlichen Thematiken der dunklen Seite bleibt ein Konzeptbruch à la „Rock And Roll Angel“ verständnislos im Raum stehen. Bezieht man „The Turn Of The Screw“ nur auf die Handlung der gleichnamigen Novelle von Henry James, so geht wenigstens der Titel in Ordnung – mit deren komplexer Handlung hat der Song allerdings so gut wie nichts zu tun.
FAZIT: „The Devil You Know“ ist kein schlechtes Album. Jedoch lässt sich der ständige Hintergedanke, dass man die Scheibe nur der Nostalgie wegen anhört, nicht gänzlich ersticken. Stilistisch gesehen klingt die Platte nach der Zeit, an die sie anknüpfen will, von Weiterentwicklung fehlt jede Spur.
Den Instrumentalisten Iommi, Butler und Appice merkt man es dabei vielleicht nicht an, aber Dio wird am 10. Juli diesen Jahres geschlagene 67 Jahre alt – und das (trotz gutem Job auf dieser Scheibe) langsam aber sicher hörbar.
Erschienen auf www.musikreviews.de am 26.04.2009
Geezer Butler
Ronnie James Dio
Tony Iommi
Vinnie Appice
Roadrunner Records
54:03
24.04.2009