Zu den bekanntesten Persönlichkeiten der internationalen Prog-Szene gehört Alejandro Millán sicher noch nicht, deswegen sind die Verweise auf seine Live-Arbeit mit AYREON und STREAM OF PASSION auf jeden Fall ein guter Hinweis, um sein musikalisches Schaffen besser einordnen zu können – oder halt, eigentlich ist dieser Hinweis irreführend, weil Milláns Solo-Debüt nichts mit den Sounds der Lucassen-Projekte zu tun hat…
Der Mexikaner setzt mehr auf echte Pianoklänge, statt auf spacige Keyboardflächen und erschafft so verträumte, aber durchaus kraftvolle Klangwelten, die sogar ganz ohne Gitarren auskommen. Interessanterweise fällt die Abwesenheit der Sechssaitigen gar nicht sofort auf, weil einerseits das Piano spannende Akzente setzt und andererseits der Bass immer wieder knackig aufspielt. Klar im Zentrum von Alejandro Milláns Aufmerksamkeit stehen aber die leidenschaftlichen, emotionalen, mitunter dramatischen Gesangslinien, die der Komponist und Multi-Instrumentalist auch selbst eingesungen hat - dabei profitieren die melancholischen Melodien von seiner dunklen, warmen Stimme, die zwar auch die eines Gothic-Rockers sein könnte, aber stets dynamisch die bewegten, ausladenden Tonfolgen erkundet.
Alejandro Milláns sicheres Gespür für zu Herzen gehende Melodien erinnert an das „Presets“-Album von SYLVAN, wirkt dabei aber dunkler. Vergleiche zu anderen Prog-Bands, die momentan en vogue sind, müssen etwas über den Rücken gebrochen werden, weil HELLO MADNESS weder frickelige Instrumenlpassagen bieten, noch verschachteltes Stakkato-Geriffe oder breit aufgetragene Soundscapes. Klar liegen hier Songs und Melodien im Fokus der Aufmerksamkeit, aber mit genug Spielereien und kunstvollen Verzierungen ausgestattet, dass „Light And Life After Dusk“ mehr aufbietet, als bloße Berieselungs-Musik. Möchte man Vergleiche erzwingen, so drängen sich PORCUPINE TREE ohne E-Gitarreneinsatz auf und RIVERSIDE mit schnörkellosen Songs.
FAZIT: Emotionaler Art Rock ganz ohne Gitarren, der für alle von großem Interesse sein dürfte, die ihre Songs auch gern mal auf den Punkt gebracht konsumieren und dabei auf gefährlich eingängige, verträumt-melancholische Gesangslinien ebenso stehen, wie auf ein dominantes Pianospiel.
Punkte: 10/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 07.01.2009
Pablo Gonzalez
Alejandro Millán
Alejandro Millán
Enrique “Bugs” Gonzalez
Alejandro Millán (Concertina)
The Note Garden Records / Just For Kicks
42:50
14.11.2008