Was HELRUNAR im Jahre 2003 mit „Grátr“ als Demo veröffentlichten, stellte schon damals ein vollendetes Werk dar, an das die meisten „vollwertigen“ Alben anderer Bands nicht heranreichen konnten. Vielleicht mag „Grátr“ bloß als Demonstration der eigenen Könnens gedacht gewesen sein, doch HELRUNAR übersprangen damals schon mit ihren ersten musikalischen Gehversuchen gleich mehrere Evolutionsstufen - wo andere Bands mühsam von Veröffentlichung zu Veröffentlichung ihren eigenen Stil suchen, zeigte sich diese deutsche Band von Anfang an gereift. Das ist vor allem auch deshalb hoch anzurechnen, weil sonst im Pagan Metal und auch Pagan Black Metal eine unüberschaubare Anzahl von Stümpern musiziert, die außer Klischees und Holper-Rhythmen nichts zustande bringen.
Als also HELRUNARs Debüt 2003 das Licht der Welt erblickte, wurde es von der Szene begeistert aufgenommen, was zur Folge hatte, dass dieses auf 500 Exemplare limitierte Werk bald vergriffen war und bei eBay ordentliche Preise erzielte. Sechs Jahre, nach dem Demo und ein Jahr, nachdem Gitarrist Dionysos die Band verlassen hat, wird „Grátr“ mit einer Auflage von 3000 Stück in Form eines Digipacks mit Bonus-CD (enthält den Song „Hauch wird Sturm“) wieder veröffentlicht.
Zur Musik wurde damals schon jede Menge geschrieben, was nicht wiederholt werden muss. Nur so viel: HELRUNAR musizieren mit einer wunderbaren Leidenschaft. Mit variierendem Tempo entfesselt die Band einen Sturm. Das ist kein Hoppel-Galoppel-Black-Metal mit Krächzen – wenn hier etwas galoppiert, dann die Double Bass, aber derart entfesselt, wie eine ganze Herde von Wildpferden. Seltener Klargesang, unpeinliche Hoho-Chöre ergänzen die zugleich melodische wie auch rohe Gitarren- und Schlagzeugarbeit. Akustische Passagen lockern das Geschehen auf, die Maultrommel begleitet den Titeltrack, bei dem die tremolierenden Gitarren beinahe schon nach Shoegaze auf Black Metal klingen.
FAZIT: HELRUNAR lieferten mit „Grátr“ eine Black-Metal-Galavorstellung ab, die Aggression, Rohheit, Melancholie, Dramatik, Melodie und klug formulierte Texte zu einem Opus wilder Freiheit verschmolz. Darf in einer gut sortieren Sammlung nicht fehlen!
Erschienen auf www.musikreviews.de am 20.04.2009
Skald Draugir
Dionysos
Alsvartr
Lupus Lounge
41:56
02.05.2009