HOLMAN AUTRY BAND - nein, dass ist keine Hommage an einen mehr oder weniger bedeutenden Träger der grauen Südstaatenuniform, wie die Vermutung nahe legen könnte. Auch Bandmitglieder gleichen Namens sucht man vergebens. Es handelt sich schlichtweg um den Namen einer der Straßen Danielsvilles und zwar diejenige, die den Proberaum der Band beheimatet.
Mit "Sweet Southern Wind" legen die Jungs aus dem Nordosten Georgias ihren zweiten Longplayer vor. Ihren selbst betitelten Erstling hatten sie nach dem Gewinn des 2006er "Georgia Battle of the Bands" eingespielt. Frönten sie damals noch rockigen, eher belanglosen Country-Songs, so ist "Sweet Southern Wind" eindeutig dem klassischen Southern-Rock zugewandt und ein großer Schritt nach vorne.
Was ist denn das??? "Sweet Southern Wind", der Titeltrack zur Eröffnung, stellt zwar erfreulicherweise die gesamte Körperbehaarung augenblicklich auf Widerborsten, aber frecher ist wohl selten ein Song geklaut [oder sollen wir lieber freundlicher "adaptiert" sagen?] worden - hört zum Vergleich einfach 'mal in MOLLY HATCHETs "Mississippi Moondog" hinein. Anyway: Der Song bringt's und die Southern-Ikone CHUCK LEAVELL setzt ein Hammond-Sahnehäubchen obendrauf. "Hear me callin'", ein ziemlich raubeiniger Track, setzt genau an diesem "southern feeling" an. Auch hier schielen wieder HATCHET, und zwar die der Originalbesetzung zu DANNY JOE BROWNs Zeiten, um die Ecke. Das folgende "Next time" rockt ziemlich straight geradeaus - ein knackiger Roots-Rocker. Man kann nur hoffen, dass auf SKYNYRDs neuem Album "Gods And Guns", das im September erscheinen wird, Songs vom Kaliber eines "Still loud, still proud" vertreten sind. Hier klingen die Jungs der HOLMAN AUTRY BAND wie würdige Vertreter aller klassischen Southern-Helden.
Chuck Leavell, der ehemalige ABB- und ROLLING STONES-Keyboarder, setzt mit seinen warmen Pianoeinlagen die wichtigen Akzente der Ballade "In a little while". Bei "Gypsy" ist man dagegen wieder, ob der unverfrorenen Anleihen bei CHARLIE DANIELS' "Trudy" und dem Smash-Hit der BELLAMY BROTHERS "Let your love flow", etwas peinlich berührt. Das ungestüm-wild abrockende "Long nights" erinnert an eine der hoffnungsvollsten Eintagsfliegen des Southern-Rocks: ALLIGATOR STEW - gewiss nicht die schlechteste Referenz.
"New breed" ist ein kleines, schwerblütiges Meisterwerk, das an SKYNYRDs Gitarrenfront Rossington/Thomasson/Medlocke erinnert, eine der Besten der Bandhistorie aber leider schon auch wieder Geschichte. Chuck Leavells Pianospiel bei "Watch you go" lässt Anklänge an BRUCE HORNSBY hören - der HOLMAN AUTRY BAND ist hier eine weitere treffliche Ballade gelungen. Die Double-Leads korrespondieren sehr schön mit dem perlenden Piano. Feinen Country-Rock gibt es zum Ausklang von "Sweet Southern Wind": "I ain't bitter" ist ein sehr rockiger Vertreter dieser Stilrichtung, während das ruhige "State of peace" mit einer depressiven Fiddle und Pedal-Steel glänzt. Hier sind wieder zwei namhafte Gäste am Werk: Davis Causey aus RANDALL BRAMBLETTs Band und der "Demon Fiddler" Andy Carlson, der nicht nur mit R.E.M. und den COWBOY JUNKIES aufgefallen ist.
FAZIT: So ganz kann ich die vollmundigen Ankündigungen aus den US, die in der HOLMAN AUTRY BAND eine DER neuen Hoffnungen der Southern-Szene sehen wollen, nicht nachvollziehen. Den Jungs fehlt es eindeutig an Eigenständigkeit. Die Anleihen bei den klassischen Southern-Rockern sind einfach zu offensichtlich. Wenn man diesem Manko keine Bedeutung beimisst und stattdessen den [politisch völlig inkorrekten] V8-Pickup aufheulen lässt, ist der Spaßfaktor der Mucke unüberhörbar. "Sweet Southern Wind" ist deutlich über dem Durchschnitt anzusiedeln und uns ewig gestrigen Rebel-Flag-Schwenkern durchaus zu empfehlen.
Punkte: 9/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.07.2009
Casey King
Casey King
Brodye Brookse (Lead), Josh Walker, Daniel Sartain
Guests: Chuck Leavell (on # 1, 5, 9), Tim White (on # 4, 6, 8)
Brandon Myers
Davis Causey (Lap-Steel, Dobro), Andy Carlson (Violine), Tom Ryan (Banjo)
Eigenvertrieb
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09.04.2009