Windige Labels wie Black Lotus und Crash haben diese Franzosen bereits durchgereicht, und auch das aktuelle Album ist eine Wiederveröffentlichung vom letzten Jahr, da sich die Minifirma Great Dane zuvor um die Belange der Gruppe gekümmert hat. "Hybrid Death Metal" nennt sich ihr Stil, der in Frankreich weiter verbreitet zu sein scheint, so man ähnlich geartete Gruppen wie No Return betrachtet. Sind HYPNOSIS nun ungeliebte Kinder, die niemand haben möchte?
Nein, so schlimm ist es nicht. Die Gruppe steht bloß exemplarisch für viele der neuen Wilden, die alles abdecken möchten und sich so zwischen Fisch und Fleisch verheddern - ein bisschen Industrial-Liebäugelei hier, dann Stakkato-Redundanz und der Sprung zurück in traditionelle Death-Metal-Muster. In "The Day We Failed" lässt Cindy sich zu klarem Gesang hinreißen, den Pierre brutal kontrastiert. Auch geben sich heftiges Geballer und unterschwellige Keyboardsounds die Klinke in die Hand - letztere im Geiste von Hypocrisy und nicht so stark motivstiftend wie bei neueren Schwedentruppen wie Soilwork oder den beiden Bands mit der S-Alliteration im Namen. Ohnehin laben HYPNOSIS sich nicht ausschließlich am skandinavischen Metal. Vordergründig ist es das tiefe Grunzen, welches eher amerikanisch klingt. Hinzu kommen heftige Knüppelpassagen, die auch technischeren Bands gut stünden, wären da nicht zwischendurch die besagten klaren Frauenstimmen sowie elektronische Spielereien in Form von beispielsweise synthetischen Loops. Wie angedeutet sind HYPNOSIS nicht auf Hits ausgerichtet, zumal die Produktion nicht so klar und gelackt ist wie bei den bekannten Chartstürmern. Die Band bemüht sich hörbar um Abwechslung, reißt aber nicht mit, da ihre Riffs und Melodien nicht der gehobenen Kategorie angehören, was Originalität betrifft. Statt gewitztes Songwriting an den Tag zu legen, wälzt man sich bisweilen in derber Aggression, gegen die die interessanten Ansätze verblassen.
Letztlich sind HYPNOSIS von allem ein wenig: straight, verspielt, modern und altmodisch sowie Stereotypen und bisweilen unpassenden Experimenten zugeneigt (wenn man etwa mit den künstlichen Sounds im Ohr an Billig-Techno oder Find-die-Keyboardtaste-Bands wie Crematory denken muss - höre "Wasted Land"). Damit stehen sie einer weiteren Band der dritten oder noch späteren Welle des zeitgenössischen Death Metal recht nahe: Zonaria, die ebenfalls nett anzuhören, aber nicht weiter wichtig sind. Anspieltipp für Unentwegte: "An Ordinary Day", welches ein wenig schräg im Sinne von Voivod daherkommt. Der Rest bietet zu wenig - besonders im melodischen Bereich und im Lead-/Solodepartement - um langfristig an das Album zu binden.
FAZIT: Um im aktuellen Weiterdenker-Death mitzumischen, fehlt es HYPNOSIS an beindruckender Virtuosität einer- sowie wirklich findigen, neuen Ideen andererseits. Gemeinsam mit halbgarem Songwriting ergibt dies eine weitere Platte im Pool der als okay durchgehenden und in naher Zukunft vergessenen Tonträger.
Punkte: 7/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 25.09.2009
Johan
Cindy, Pierre, Greg
Cindy, Pierre
Pierre
Pierre
Dark Balance
40:48
10.02.2009