“Warning! This is not a conventional Metal Album. If you want to listen to a conventional Metal Album, please insert a conventional Metal Album and press “play”. Otherwise, just wait a few seconds and relax. If you can…”
Mit diesen sachlich vorgetragenen Worten wird die aktuelle CD von INFERNAL POETRY eingeleitet. Man möchte es fast schon für einen Scherz halten. Ist es im Prinzip auch. Aber es wird sicher einige Hörer geben, die sich wünschen werden, diese Warnung doch lieber ernst genommen zu haben.
40 Minuten reiner Wahnsinn, gepresst auf ein Stück Kunststoff, versehen mit einem kranken, bonbonfarbenen Cover.
40 Minuten derbstes Grindgeknüppel, abgedrehte Gitarrenleads und hysterisches Aggrogebrülle.
40 Minuten dadaistische Lyrics, die hinter dem Deckmantel des Sarkasmus die Sinn- und Ziellosigkeit des 21. Jahrhunderts verbergen.
40 Minuten gnadenloses Niederwalzen einer ehemals so frischen und energiegeladenen Musik, die sich einst „Metal“ nannte und im Laufe der Zeit selbst Teil eines Marketingsystems geworden ist.
Man multipliziere SLIPKNOT mit SYSTEM OF A DOWN, SEPULTURA mit MORBID ANGEL und CARCASS mit MACHINE HEAD, rühre das alles um, gebe noch ein paar Gummibärchen hinzu und stecke es in einen Backofen (200 Grad Umluft). Nach 20 Minuten herausnehmen und mit Zuckerguss garnieren. WARNUNG: Ein „Nervous System Failure“ ist nicht auszuschließen...
FAZIT: INFERNAL POETRY drohten bereits mit ihren zwei ersten, im Death Metal verwurzelten Alben und ihrer letzten EP „Nervous System Check“ zu eine der besten Hartwurst-Bands Italiens (neben PATHOSRAY) zu werden. Was diese fünf Knüppelbrüder hier anrichten, lässt sich nicht adäquat in Worte fassen. „Schizo Metal“ ist vielleicht der passendste Begriff. Mit obligatorischen Totenschädeln und schwarzen Messen haben INFERNAL POETRY nichts mehr zu tun. Es regiert ein Dauerzustand geistiger Umnachtung. Bissiger Humor und Dadaismus ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album. „Nervous System Failure“ ist zwar erst frisch auf den Markt gekommen, doch den Kultstatus haben sie sich spätestens mit dieser Platte redlich verdient.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 27.06.2009
Alessandro Infusini
Paolo Ojetti
Daniele Galassi, Christian Morbidoni
Alessandro Vagnoni
Copro / Casket / PHD
40:10
25.05.2009