Zurück

Reviews

Infinite Horizon: Dominion

Stil: Power Progressive Metal

Cover: Infinite Horizon: Dominion

Nur ein Jahr nach dem Vorgänger „Soul Reducer“ steht das neue Album der Siegerländer in den Verkaufsregalen. Das Material ist länger gereift, verhinderten nur rechtliche Streitigkeiten eine zeitigere „Soul Reducer“ Veröffentlichung.
INFINITE HORIZON gehen den nach „Mind Passages“ eingeschlagenen Weg, der sich auf „Soul Reducer“ bereits abzeichnete, konsequent weiter. Weg vom progressiven Rock, hin zu härterem und schlichterem Metal. So führt das Presse-Info als Stilbezeichnung nur noch den Begriff „Power-Metal“ auf.
Ganz stimmt das (glücklicherweise!) nicht, weisen doch zahlreiche Breaks und Tempowechsel, sowie gelegentlich prägnanter Keyboard-Einsatz auf progressive Vorlieben hin.

Professionell war das schon immer, was die Band mit dem stabilen Line-Up musikalisch bot. Sichere Instrumentalisten und mit Marc Lemler ein variationsreicher Sänger geben den Neunkirchenern schon mal eine fette Grundlage, auf der sie bauen können. Textlich geht es um ‚fear and loathing in the western world’ und „28 Days“ könnte eine kleine Verbeugung vor Danny Boyle und seinen zivilisationskritischen Zombies sein.

So weit so gut. Leider kann das Musikmaterial die Möglichkeiten der hervorragenden Ausgangslage nicht ganz erfüllen. Das Gebotene ist bei weitem nicht schlecht, aber vor allem die knalligeren Songs kommen etwas hausbacken und wenig aufregend rüber. Es fehlen die packenden Hooklines, Riffs und das letzte Quäntchen Aggressivität, um dem Power-Metaller die volle Dröhnung zu geben. Den Anhängern der verschachtelteren, progressiven Parts könnten die Ausflüge in lindere Gefilde zu harmlos sein; oft wirken gerade die Keyboardsounds wie Zugeständnisse an eine frühere Phase, die man eigentlich überwunden glaubte. So läuft nebeneinander, was eigentlich zusammen gehören sollte. Dabei waren es gerade die sperrigen, fein ausgearbeiteten Passagen inmitten eines gehobenen Härtegrads, die INFINITE HORIZON zu etwas Besonderem machten. „Dominion“ wirkt so, als wolle man diese Musik hinter sich lassen, und etwas neues erschließen. Gelingt nicht immer überzeugend, ist aber allemal spannend und wirft natürlich auch den ein oder anderen hörenswerten Song und manch meisterlichen Moment ab. Trotzdem bleibt der Eindruck nach den beiden, unter nicht ganz einfachen Umständen entstandenen und doch – jeder auf seine Art – gelungenen Vorgängern: da wäre mehr drin gewesen.

FAZIT: Auch “Dominion” ist ein lohnenswertes Album. Aber eines mit den typischen Schwächen einer Produktion im Umbruch. INIFINITE HORIZON möchten Akzente setzen, und versuchen es durch forcierte, fast jederzeit melodische Härte. Doch in diesem Bereich ist die Konkurrenz umfangreich und das Songmaterial sticht nicht großartig heraus. Wie so oft, sind die Grenzgänge (zum progressiven Rock) wesentlich spannender. Ob das ausgewogene, düstere „Code Of Decadence“ oder das abwechslungsreiche „Living On The Edge“ (trötz Schwächeln im Chorus, einer der Höhepunkte des Albums), die Stärken der Band liegen im Midtempo, das teilweise aggressiver und fordernder aus den Boxen schallt, als mancher Ausflug in schnellere Disziplinen.
Als Bonustrack eine keyboardgetränkte Ballade zu bringen, rührt an, und zeugt von einem mutigen Bekenntnis zum Gefühligen, das man sich früher gewünscht hätte.

INFINITE HORIZON stolpern auf hohem Niveau, und man hört ihnen gerne dabei zu. Sie verändern sich; nicht immer zum Guten, aber sie bleiben nicht stehen, sondern suchen mit Vehemenz nach eigenen Wegen. Das geht schon mal in die Hose, ist aber anerkennenswert und vor allem abwechslungsreich. Ihr Pech könnte es sein, dass dieses zwischen den Stühlen sitzen weder den Power-Metaller, noch den Fan progressiver Klänge zufrieden stellt. Aber um das zu entscheiden, sollte man Band und Album eine Chance geben. Sie haben es verdient...

Punkte: 9/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 12.10.2009

Tracklist

  1. I'm Alive
  2. God Of Lies
  3. 28 Days
  4. Liar
  5. Code Of Decadence
  6. N.G.S.
  7. Pay High, Fly Low
  8. Lines In The Sand
  9. Living On The Edge
  10. Oblivion (Bonus-Track)
  11. 28 Days - Live (Video)
  12. God Of Lies – Live (Video)

Besetzung

  • Bass

    Armin Schmidt

  • Gesang

    Marc M. Lemler

  • Gitarre

    Jens Hahn , Thomas Bäcker

  • Keys

    Bastian Fuchs

  • Schlagzeug

    Christian Schmidt

Sonstiges

  • Label

    Black Bards

  • Spieldauer

    52:40

  • Erscheinungsdatum

    09.10.2009

© Musikreviews.de