Gary Husband, das Nesthäkchen in dieser Combo zählt immerhin 49 Jahre, spielte u.a. mit GARY MOORE, BILLY COBHAM und JOHN MCLAUGHLIN zusammen und sitzt aktuell an den Drums der reformierten LEVEL 42. Trotz dieser Reputation ist er nominell das kleinste Licht in einem Trio, das eigentlich (laut Cover) ein Duo ist. Bestehend aus JACK BRUCE (Jahrgang 1943), der bereits neben GINGER BAKER und ERIC CLAPTON einiges an Erfahrung in jener Form des trimagischen Musizierens sammeln durfte und ROBIN TROWER (zwei Jahre jünger als BRUCE), der zu PROCOL HARUM Zeiten einen starken Keyboarder an seiner Seite besaß und als „White Hendrix“ in große Fußstapfen treten durfte. Sein warmer, von WahWah-Effekten getränkter Stil unterscheidet sich glücklicherweise deutlich von dem CLAPTONS, so dass selbst die CREAM-Klassiker „Sunshine OF Your Love“ und „White Room“ eine ganz spezielle Eigendynamik bekommen.
Hier spielen drei gesetzte und gestandene Männer abgeklärten Blues-Rock mit ausdrucksvollen psychedelischen Garnierungen. Sie müssen sich nichts beweisen, können deshalb entspannt und trotzdem konzentriert musizieren. JACK BRUCE gibt den begnadeten, knödelnden Anti-Sänger, der stimmlich zwar anders veranlagt, diesmal in der NEIL YOUNG-Liga einen Spitzenplatz innehat. TROWERS beseeltes Gitarrenspiel und Husbands solides Trommeln legen tatsächlich den Schluss nahe: „Seven Moons Live“ ist eine packende Platte, die auch der JIMI HENDRIX EXPERIENCE gut zu Gesicht gestanden hätte. Traumhaft sicher und mit genügend Ausgelassenheit, um nicht zu bloßer Routine zu erstarren, vollzieht sich eine Reise durch vierzig Jahre Musikgeschichte. Neben den bereits erwähnten CREAM-Stücken, plus „Politician“ zum Abschluss, präsentiert das Trio neun Songs vom trefflichen „Seven Moons“-Studio-Output, so wie das ergreifende „Carmen“. Original auf dem bereits 1981 entstandenen BRUCE und TROWERS-Album „B.L.T.“ zu finden.
Und nichts davon klingt altbacken oder gar überflüssig.
FAZIT: Der auf dem dritten Konzert der „Seven Moons“-Tour in Nijmegen aufgezeichnete Mitschnitt zeigt JACK BRUCE, ROBIN TROWER und Drummer Gary Husband in bester Spiellaune. So entstand das beeindruckende Zeugnis einer möglicherweise in absehbarer Zeit aussterbenden Gattung. Rock-Dinosaurier mit Spielwitz, Seele und dem Können, zu Dritt ihrem teilweise lang bekannten Material ein neues Funkeln zu entlocken.
Eine satte, wohl klingende Live-Produktion, die CD in nostalgischer Vinylaufmachung; hier geben sich Form und Inhalt ein rundum stimmiges Stelldichein. Und JACK BRUCE stellt zurecht fest: „It is fantastic to be here. For me it is fantastic to be anywhere, actually…”. Der Mann hat tatsächlich Witz und wir leisten ihm und seinen Kompagnons gerne Gesellschaft.
Das Konzert ist, mit einem Bonustrack versehen, außerdem auf DVD erhältlich.
Beides zu beziehen über www.justforkicks.de
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.08.2009
Jack Bruce
Jack Bruce
Robin Trower
Gary Husband
Ruf Records
77:09
03.08.2009