Am 2. März 2008 starb der kanadische Gitarrist JEFF HEALEY nach langer Krankheit. Ein Augenkrebsleiden hatte den 41-jährigen bereits in der Kindheit erblinden lassen - umso beeindruckender erscheint sein Lebenswerk. Nach dem, mit einem der wichtigsten Blues-Awards [Album des Jahres/Blues Music Award] ausgezeichneten letzten Studioalbum "Mess Of Blues", bringt nun sein ehemaliges Label Ruf Records einen Nachruf in Form eines CD/DVD-Packages heraus: Eine CD mit teilweise sensationell interpretierten Cover-Songs und eine DVD, aufgezeichnet beim bedeutensten Blues-Festivals Europas, dem 'Notodden Blues Festival 2006' in Norwegen. Ruf rundet damit JEFF HEALEYs Diskographie gekonnt ab.
"Mess Of Blues" von 2008 gilt unter Fans wie Kennern als sein wohl bestes Album und darf als Healeys Rückbesinnung auf seine Blues-Roots gelten. Die Jahre zuvor hatte er sich nämlich dem traditionellen 'American Hot Jazz' verschrieben. Die Qualität des Silberlings war beeindruckend - als hätte er, den Sensenmann vor Augen, Songs für die Nachwelt eingespielt. Ich bin sicher, dass die Veröffentlichung des hier zu besprechenden "Songs From The Road" ganz im Sinne Jeffs gewesen wäre. Sein Bassist der letzten Jahre, Alec Fraser, hat liebevoll Bänder gesichtet und die Aufnahmen in sehr persönlicher Weise zusammengestellt. Nach dem letzten Song auf dieser Scheibe, der just-for-fun Nummer "Santa bring my Baby back to me", sagte Jeff abschließend zu seinen Fans: "That was fun, and that's what it is all about". Ein Satz der, wie Alec Fraser meint, JEFF HEALEYs Arbeit auf den berühmten Punkt bringt. Danke, Jeff, für all' die großartige Musik, mit der Du uns erfreut hast - RIP, Bruderherz!
"Songs from the Road is the way we all want to remember him: Smiling, laughing and playing and singing from his heart.“ sagt Ehefrau Cristie Healey zu diesem Album und wie kann man es schöner ausdrücken?! Jeffs Repertoire war breit wie der Mississippi und dies repräsentiert "Songs From The Road". Die CD, aufgezeichnet in London, Toronto und Notodden, bringt so unterschiedliche Klassiker wie WILLIE DIXONs "Hoochie Coochie Man" (mit BTOs Randy Bachman), CREAMs "White Room" und das CS&N'sche "Teach your children well" zusammen. Elektrisierend ist seine Interpretation der "Whipping Post", mit einem Dave Murray an den Keys, der GREGG ALLMANs knödelige Vocals perfekt adaptiert hat. Dazu zwei Cover-Songs seiner ersten beiden Alben: MARK KNOPFLERs Blues "I think I love you too much" und GEORGE HARRISONs Evergreen "While my guitar gently weeps". Auch JOHN HIATTs "Angel eyes", sein größter Hit vom Debütalbum mit dem bezeichnenden Titel "See The Light", darf natürlich nicht fehlen. Bei ROBERT JOHNSONs "Stop breaking down", mit einem furiosen Slide-Harp-Duell, brizzelt es gewaltig unter des Hörers Gänsehaut. Ergo: Eine stimmige Auswahl von Jeffs prickelndsten Cover-Songs.
Die DVD zeigt -wie bereits gesagt- Jeff Healeys 52-minütigen Auftritt beim 2006er NBF. BILL HALEYs Rock'n'Roller "Shake, rattle and roll" zeigt gleich Jeffs ungewöhnliche Gitarrentechnik: Er spielt seine Strat auf dem Schoss liegend wie eine Steel-Guitar. B.B. KINGs tieftrauriger Slow-Blues "How blue can you get" wühlt mit seinen knisternden Soli in den tiefsten Abgründen des Hörers Seele. Mainstreamig-rockig kommt Jeffs Hit "Like a Hurricane" daher. Die Band ist perfekt aufeinander abgestimmt und in der Präsentation der Songs zeigt sich Jeffs menschliche Grösse. Jeglicher Star-Habitus war ihm zeitlebens fremd. Er empfand sich immer als Teil seiner Band und ließ seinen Kollegen stets den notwendigen Freiraum, um sich zu präsentieren. Seine Bühnenpräsenz war völlig unverkrampft, ohne selbstverliebtes Gefrickel, frei von jeder Rockstar-Attitüde.
Das von Keyboarder Dave Murray gesungene "Highway to hell" ist natürlich der ungekrönte Knaller dieser Live-DVD, was soll diesen Song noch toppen? Das schafft nur noch der Chicago-Blues der BLUES BROTHERS "Soul man", den Jeff erneut Dave Murrays Stimme überlässt, der obendrein noch eine ganz passable Blues-Harp bläst. Also: pure Party und Riesenspass auf der Bühne in Notodden zum Abschluss dieses viel zu kurzem Gigs.
FAZIT: JEFF HEALEYs "Songs From The Road" ist ein Geschenk für alle, die diesen blinden kanadischen Gitarristen und Sänger, der viel zu früh starb, schätzten oder gar liebten. Zudem wird sie sehr fanfreundlich im mid-price Sektor angeboten. Klare Kaufempfehlung!
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DVD Settings: Dolby Digital 5.1/Stereo - Format: 16:9 - Sprache: Englisch
Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.08.2009
Alec Fraser
Jeff Healey, Alec Fraser (on #7 CD), Dave Murphy (on #5, 9 CD / #5, 8 DVD)
Jeff Healey, Dan Noordermeer, Randy Bachman (on #6 CD)
Dave Murphy
Al Webster
Dave Murphy (Harp on #6 CD / #8 DVD)
Ruf Records
CD: 62:08 / DVD: 52:00
24.07.2009