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Kamchatka: Volume 3

Stil: Blues Rock

Cover: Kamchatka: Volume 3

Ein kleiner Exkurs in Sachen Geografie mag als Einstieg dienen, dem geneigten Leser versichernd, dass meine Profession nichts, aber auch gar nichts mit Wissensvermittlung zu tun hat. ;-))
Kamchatka ist ein Naturparadies an der ostsibirischen Küste, das sich Dank seines Status als militärisches Sperrgebiet in der Sowjetrepublik eine wilde, unberührte Schönheit bewahren konnte. Traurige Berühmheit erhielt die Halbinsel, weil von dort aus 1983 russische Militärs eine koreanische Zivilmaschine abschossen, die sie für ein Spionage-Flugzeug hielten. Alle 269 Personen an Bord kamen zu Tode. Wildeste Verschwörungstheorien ranken sich um diesen „Korean Flight 007“ (kurz KAL 007) und ebendiese waren die Inspiration zur Namensgebung für die schwedischen Blues-Rocker KAMCHATKA.

Das schwedische Bluesrock-Trio legt nun sein drittes Album, einfach „Volume 3“ betitelt vor, und bleibt sich selbst treu. Allerdings nicht ohne noch einen gewaltigen Schritt nach vorne zu gehen, doch dazu später. KAMCHATKA klangen bislang stets so, als ob die Zeit 1970 stehen geblieben wäre. Wer über eine tiefe Verwurzelung in diese Epoche verfügt, wird dies sicherlich nicht als die schlechteste Referenz empfinden. Sagen wir ’mal so: Es war bislang reichlich schwer verdauliche Mucke, die sich dem Hörer bestenfalls mit alternativen Rauchwaren erschließen mochte. Ein Konglomerat aus Einflüssen von JIMI HENDRIX, CREAM sowie den frühen LED ZEPPELIN und BLACK SABBATH. Mit „Volume 3“ lockert sich der stramme Würgegriff dieser Heroen etwas und lässt KAMCHATKA Freiräume, sich auf die Suche nach einem eigenen Weg zu machen.

Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg war fraglos der Wechsel des Labels. Bislang veröffentlichte man bei Joe Romagnolos Grooveyard Records. Ich habe einen sehr guten Kontakt zu Joe und wir respektieren uns. Grooveyard Records tut viel für die Blues-Szene …. und tut ihr verdammt gut! Aber -ehrlich gesagt- man bevorzugt einen staubtrockenen Trio-Blues mit Ecken und Kanten. Viele Bands, die dort unter Vertrag sind, verstehen dies als Aufforderung zum knallharten und eindimensionalen „Geknüppel“ und KAMCHATKA passte bislang eher in dieses Raster. Mit „Volume 3“ gönnt man sich nun „zwei“ weitere Dimensionen und macht sich auf die Suche nach weiteren. Es zahlt sich aus, dass die Jungs erstmals selbst auf dem Produzenten-Sessel Platz genommen hatten.

Mit „681“ startet man munter treibend in „Volume 3“ – unterschwellig sorgt die Hammond B3 für den nötigen Biss. „Pathetic“ und „Astrobucks“ liegen zunächst wieder ’mal gewohnt schwer im Magen, wissen aber nach mehreren Hör-Durchgängen durchaus zu gefallen. Die Ballade „Look Over Your Shoulder“ zeigt dann eine ganz neue, sehr viel weichere Seite der drei Schweden. Sehr anspruchsvoll arrangiert – man achte nur auf das Solo der Hammond, die dann gurgelnd in „See“ einsteigt. Der Groove dieses Songs erinnert an „At One Of These Days“ vom “Meddle”-Album PINK FLOYDs.
Die Holzfäller sind dann bei „Wood“ am Werk. Diese Nummer ist m.E. völlig daneben. Auch das bewusst „grottig“ gehaltene Solo erschließt sich mir nicht in seiner Bedeutung. Aber es geht auch anders: „Sorg“ ist ein reichlich abgefahrener Longtrack – flippig, jazzig, zappa-esk. „Confessions“ erinnert mich an meine geliebten GOV’T MULE, natürlich zu deren Heydays mit dem schrullig-kauzigen Allen Woody (R.I.P. Buddy!). „Outnumbered“ ist vielleicht die Übernummer auf „Volume 3“ – sehr spacig und abgefahren! Die zweite Ballade, „Guess I’ll Be Leaving“, beendet dann den „offiziellen“ Teil dieses Albums.
Als Zugabe gibt’s den Bonus Track „Whipping Post“ obendrauf gepackt. Kennt einer diese Nummer nicht? Es ist vielleicht DER Song der ALLMAN BROTHERS schlechthin. Sicherlich zehntausende Male gecovert worden wählen KAMCHATKA diesmal ein sehr ungewöhnliches Arrangement. So (und nur so) macht ein Cover Sinn!

FAZIT: Auch wenn „Wood“ in meinen Augen ein Totalausfall ist komme ich nicht umhin, KAMCHATKA meinen großen Respekt für ihr neues Album „Volume 3“ auszusprechen. Man hat sich auf den Weg gemacht …. und man darf gespannt auf die weitere Entwicklung warten.

Diese CD ist erhältlich bei: www.justforkicks.de

Punkte: 11/15

Erschienen auf www.musikreviews.de am 02.04.2009

Tracklist

  1. 681
  2. Pathetic
  3. Astrobucks
  4. Look Over Your Shoulder
  5. See
  6. Wood
  7. Sorg
  8. Confessions
  9. Outnumbered
  10. Guess I’ll Be Leaving
  11. Bonus Track: Whipping Post

Besetzung

  • Bass

    Roger Öjersson

  • Gesang

    Thomas Juneor Andersson, Roger Öjersson

  • Gitarre

    Thomas Juneor Andersson

  • Keys

    Per Wiberg

  • Schlagzeug

    Tobias Strandvik

  • Sonstiges

    Jean Paul Gaster (Drums on # 11)

Sonstiges

  • Label

    Super Puma / Just For Kicks

  • Spieldauer

    59:18

  • Erscheinungsdatum

    04.03.2009

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