Aus den unendlichen Weiten Russlands beehren uns KAUAN mit ihrem dritten Album, das einen weiteren Entwicklungsschritt dieser interessanten Band darstellt. Gänzlich verschwunden sind die Growls, die Black-Metal-Riffs, der sakrale Funeral Doom im Geiste von SHAPE OF DESPAIR. „Aava Tuulen Maa“ ist eine Elegie, eine Ode an die Natur, an die Einsamkeit, an die Schönheit an sich.
Akustische Gitarren, klassisches Piano, klagende Violine und atmosphärisches Keyboardspiel breiten vor dem inneren Auge eine Landschaft aus, so weit und weiß wie Schnee. Wenn die Gitarre unter Strom steht, dann für melancholische, langsame Soli oder für seltene, schwere, post-rockige Riffs. Gesanglich passiert nicht viel – und wenn die Stimmbänder zum Schwingen gebracht werden, dann nur gemäßigt, klar, unaufgeregt und schwermütig.
Die Musik von KAUAN hat mittlerweile durchgängig Ambient-Charakter. Die Russen mit den finnischen Texten schaffen es mit spielerischer Leichtigkeit, den Hörer dennoch zu fesseln: „Aava Tuulen Maa“ ist keine Berieslungsmusik, sondern sinnig komponierte Schönheit für nachdenkliche Stunden. Trotz Naturgeräuschen und meditativem Charakter ist das hier kein New-Age-Quatsch, sondern Musik für Menschen mit ausgeprägtem Empfinden für die Pracht und Anmut von Melancholie und Melodie. Und spätestens jetzt sollte klar sein, dass KAUAN noch immer Musik für Doom-Fans machen – nur mit anderen Mitteln als der typische Genre-Vertreter.
FAZIT: Zwischen naturnahem Ambient, postrockigen Ausflügen und spacig-psychedelischen Momenten positionieren sich KAUAN mit „Aava Tuulen Maa“. Tolle Musik ist das für Spaziergänge über taunasse Wiesen im Novembernebel und die nachdenklichen Stunden des Lebens im Allgemeinen.
P.S. Wer das prächtige Artwork richtig genießen möchte, sollte übrigens zur Vinyl-Version des Albums greifen.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 14.11.2009
Anton Belov
Anton Belov
Anton Belov
Anton Belov (programming), Lubov Mushnikova (violin)
Firebox Records
49:07
20.11.2009