Hoppla, was die Franken LA CONFIANZA hier mit ihrem Debüt „Epochenjaeger“ abliefern hat trotz sperrigen Titels internationales Format. Auch wenn ich dachte, dass dieser Crossover aus Hip-Hop und Metal seit 10 Jahren out ist, belehren mich die vier stylischen Herren eines besseren, so frisch und unverbraucht tönen die 14 Songs plus Intro aus den Boxen.
Die Melange aus eingängigen harten groovenden Gitarrenphrasen und Hip-Hop Lyrics ist ja nicht neu, aber „Epochenjaeger“ erinnert immer wieder an die Hochzeiten des Genres als Bands wie RAGE AGAINST THE MASCHINE Millionen von Tonträgern verkauften, ähnlich gelagerte Meister wie DUB WAR leider nicht. Die übrigens 2007 relativ unspektakulär wiedervereinigten RATM sind natürlich in der Gitarrenarbeit einmalig und in Rhythmusparts weniger Nu-metallisch als es LA CONFIANZA sind, deren Abwechslungsreichtum von ruhigem Passagen mit deutlich im Vordergrund stehenden Gesangs- und Reimlinien bis hin zu rhythmusorientieren lauten Grooves steht den großen Vorbildern aber in nichts nach. LA CONFIANZA erfinden natürlich das Genre nicht neu, zeichnen den Spirit aber ausgezeichnet nach und haben ein sehr gutes Gespür für eingängige Melodien und Rhythmen.
RAGE AGAINST THE MASCHINE sind aber nicht nur aus rein musikalischer Sicht eines der Vorbilder der noch verhältnismäßig jungen Band, sondern auch im Punkte Engagement scheint Zack de la Rocha ein großes Vorbild für Reimmeister Manifou* zu sein, der seinen brillanten Umgang mit der deutschen und englischen Sprache nicht an dusselige Hip-Hop T'n A-Lyrics verschwendet, sondern gut durchdachte kritische Texte vorträgt, wobei er locker von unglaublich fließenden Reimen zu gelegentlichem wütenden Brüllen wechselt, oftmals mehrfach in einem Song und innerhalb der Sprachen ohne dass große Brüche entstehen. Bei kritischen Texten geht älteren denkfähigen Bewohnern dieses Planeten ja wegen der häufigen Allwissenheit und Schlaumeierei der Jugend die Hutschnur hoch, Manifou* schafft es aber die Moralkeule klein zu halten und seine Anliegen trotzdem zu vermitteln. Guter Mann.
FAZIT: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt? LA CONFIANZA liefern mit „Epochenjaeger“ ein erschreckend gutes und zugleich massenkompatibles Album ab, dass den alten Spirit von Crossover (Definition 2.0) neu belebt und Kasperkapellen wie LIMP BIZKIT locker vergessen lässt. Ja, steinigt mich, aber das hier ist eine der besten Scheiben aus deutschen Landen seit „Alexithymie“ von DDP, auch wenn sie musikalisch natürlich aus einer ganz anderen Ecke kommt. Ich bin zuversichtlich, dass die Musikindustrie den Braten riechen wird und hoffe inständig, dass LA CONFIANZA trotzdem independent bleiben.
Punkte: 13/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 22.10.2009
Tobi
Manifou*
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Posaune - Viki
JumpStart Music
54:34
23.10.2009