Wer es harsch und roh mag, hat sich wohl ganz offensichtlich verklickt?! An dieser Stelle geht es nämlich eher um opulenten elegischen Gothic Metal mit Frauengesang. Die Truppe um Frontfrau Liv und Ehemann Alex Krull präsentiert Ende August endlich ihren dritten Longplayer. „Njord“ - so der Name des knapp einstündigen Werkes – hat so seine Entstehungszeit benötigt, was man seiner Produktion aber durchaus anmerkt.
Das Album wartet erneut mit einer Mischung aus Bombast, Filigranität und einer Prise Pop auf. Bereits beim Opener 'Njord' wird soundmäßig ordentlich aufgefahren. Generell wurde aber auf großartiges Herumexperimentieren verzichtet, schließlich fährt die Band mit eben jener Mischung bisher doch sehr gut. Die insgesamt zwölf Tracks (vierzehn auf der limited Edition) widmen sich thematisch wieder den Reisen der Wikinger, dem Schicksal ihrer daheim gebliebenen Frauen und natürlich der nordischen Mythologie. Auch wenn es genau genommen nur zwei „echte“ Balladen ('Irish Rain' und 'Morgenland') gibt, steht Emotionalität auf der gesamten Scheibe im Vordergrund – und beschränkt sich eben nicht nur auf die eher stillen Stücke.
Dominierend ist natürlich vor allem die Sopran-Stimme von Liv Kristine Espenæs Krull. Sie ist neben ihrer Position als Texteschreiberin auch nachwievor Lead-Sängerin und das Aushängeschild von LEAVES' EYES. Als Kontrast dazu ist hin und wieder auch das raue Organ von Atrocity-Fronter Alex zu vernehmen – sehr offenkundig z.B. bei 'Ragnarok', eher unterschwellig-mysteriös bei 'Take The Devil In Me' oder 'Scarborough Fair'. Alles in allem eine gelungenes Werk ohne große Überraschungsmomente.
FAZIT: Die Musik von LEAVES' EYES ist nichts für Anhänger von Old-School-Garagen-Sound. „Njord“ klingt nach nächtelanger Studioarbeit, in denen an den vielen Details gründlich gebastelt und gefeilt wurde. Als Ergebnis liefern Liv und ihre Männer erwartungsgemäß qualitativ hochwertigen symphonischen Gothic-Metal, der von üppigen Arrangements und Liv Kristines beherrschender Stimme lebt.
Punkte: 12/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 09.08.2009
Alla Fedynitch
Liv Kristine Espenæs Krull, Alexander Krull
Thorsten Bauer, Mathias Röderer
Alexander Krull
Seven Antonopoulos
Napalm Records
55:53
28.08.2009