Leif Edling scheint momentan in einer kreativen Hochphase zu sein. Wo er früher schon mal gerne alte Songs wiederverwertete oder recht lange brauchte, um ein Album fertigzustellen, hat er in den letzten Jahren immer abwechselnd entweder mit CANDLEMASS oder seinem Nebenprojekt KRUX neues Material veröffentlicht. Und jetzt kommt mit „Songs Of Torment, Songs Of Joy“ noch ein drittes Standbein hinzu, diesmal unter eigenem Namen.
Auf seiner ersten Soloveröffentlichung greift Leif die Idee des Titels „April Clouds“ von seinem Projekt ABSTRAKT ALGEBRA von 1995 wieder auf und dehnt sie auf Albumlänge aus. Die Vorgehensweise ist somit bei den meisten Tracks recht ähnlich. Vor allem Orgelklänge werden in den Mittelpunkt gerückt, was dem ganzen oft eine sakrale Note gibt. Schwere, monumentale Riffs wechseln sich mit ruhigeren Passagen ab, in denen Leif beschwörend spricht und flüstert. Richtige Gesangsmelodien oder klassische Refrains gibt es dagegen keine, genauso wenig wie Solos. Dies sind letztlich die Hauptunterschiede zu CANDLEMASS, denn viele der wuchtigen Gitarrenriffs hätten auch dort Verwendung finden können. Hier werden sie jedoch noch stärker in den Mittelpunkt gerückt, durch Kirchenorgeln ergänzt, und bilden meistens das zentrale Thema des jeweiligen Songs, quasi eine Art instrumentaler Refrain.
Nachdem Leif zuletzt Anfang der Achtziger beim CANDLEMASS-Vorgänger NEMESIS die Vocals übernommen hatte, probiert er es diesmal wieder selbst. Allerdings versucht er erst gar nicht, mit den grandiosen Sängern, die in der Zwischenzeit seine Kompositionen veredeln durften, zu konkurrieren. Stattdessen spricht, flüstert und grummelt er mit düsterer Stimme vor sich hin, die meist mit vielen Effekten verfremdet wird. Bei den ersten Tracks geht dieses Konzept wunderbar auf, der zurückhaltende Einsatz der Vocals passt zur Atmosphäre. Das abschließende „Nautilus“ funktioniert sogar fast ganz ohne Vocals und erinnert mit vielen Keyboard-Spielereien etwas an AYREON. Jedoch gibt es auch einige störende Passagen bei den Stücken „On The Edge Of Time“ oder „My Black Birthday“, dort wirkt die mit Effekten zugekleisterte Stimme etwas deplatziert und wie ein Fremdkörper zur Musik. „Space Killer“ klingt stellenweise gar wie der Versuch, ansatzweise in Richtung Death-Metal-Gesang zu gehen, was jedoch nur daneben gehen kann. Hier wäre manchmal eine charismatische, wirklich „böse“ Stimme besser gewesen. Vielleicht sind dies aber auch nur die im Titel erwähnten „songs of joy“, und Leif wollte einfach ein bisschen Spaß haben?
Letztlich fallen diese kleinen Makel kaum ins Gewicht, denn es bleibt wieder einmal die Erkenntnis, dass der Mann einfach machen kann, was er will: Wenn eines seiner typischen Doom-Riffs einsetzt, haut es mich jedesmal wieder um und reißt mich unweigerlich mit. Als absoluter Verfechter melodischen Gesangs und großer, eingängiger Refrains muss ich feststellen, dass man dies auf „Songs Of Torment, Songs Of Joy“ kaum vermisst.
FAZIT: Auch wenn vielleicht stellenweise mehr aus dem Material herauzuholen gewesen wäre, und der „Gesang“ sicherlich gewöhnungsbedürftig ist: Wer Leif Edlings Kompositionen schätzt, kommt an diesem Album nicht vorbei. Alle anderen Doom-Anhänger müssen zumindest einmal reinhören.
Punkte: 11/15Erschienen auf www.musikreviews.de am 17.02.2009
Leif Edling
Leif Edling
Leif Edling, Björn Eriksson, Chris Laney
Carl Westholm
Lars Sköld
GMR Music
43:25
06.02.2008